12. November 2020, 12:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Corona-Pandemie stellte auch Freizeitparks auf eine harte Probe. Nun, mit der zweiten Welle, müssen abermals neue Konzepte her – und der wohl ungewöhnlichste Vergnügungspark Deutschlands hat sich ein ebenso ungewöhnliches Konzept überlegt. Im niederrheinischen Kalkar soll es einen Drive-In-Weihnachtsmarkt geben. Wie der aussehen soll und was ein Atomkraftwerk mit dem Park zu tun hat: TRAVELBOOK hat nachgeforscht.
Kalkar ist eine ruhige beschauliche kleine Stadt am Rhein an der Grenze zu den Niederlanden, nur etwa 13.000 Einwohnern leben dort. Doch der Schein von öder Provinz trügt, denn hier gibt es seit 1996 das Wunderland Kalkar, und das beinhaltet Kernie’s Familienpark. Dort hat man sich im Zuge der Corona-Krise aktuell etwas Besonderes ausgedacht – und zwar einen Drive-In-Weihnachtsmarkt.
Wegen der Corona-Pandemie wurde ein Großteil der Weihnachtsmärkte in Deutschland abgesagt, die Ansteckungsgefahr als zu hoch angesehen. Diese Chance will man in Kalkar nun nutzen und plant eine 2,5 Kilometer lange Weihnachtsmarkt-Strecke.
Mit dem Auto quer durch den skurrilen Freizeitpark
„Wir haben wegen Corona momentan kaum etwas zu tun, alle Restaurants und Hotels sind zu, die Hallen für die Messen sind zu – da habe ich mir gedacht: Wir haben die Kapazitäten, wir haben genug Platz, lasst uns das nutzen!“, sagt Geschäftsführer Han Groot Obink im Gespräch mit TRAVELBOOK. Die Strecke soll über das gesamte Gelände des Wunderlands Kalkar führen, auf dem verschiedene Themenwelten mit Kunstschnee, beleuchteten Traktoren und Zirkus-Acts präsentiert werden sollen.
Groot Obink hat die Szenerie schon genau vor Augen: „Man muss sich das vorstellen, man fährt zuerst auf den Parkplatz und dann hoch in den Freizeitpark, der schön beleuchtet ist, mit schöner Musik, irgendwo ist der Weihnachtsmann zu sehen, der Pakete einpackt und dann sieht man noch ein paar Akrobaten.“ Neben den Enterainment-Faktoren möchte er auch auf dem Parkplatz 25 bis 30 Buden mit Getränken und Snacks aufstellen, an denen man jeweils wie in einem Drive-In bestellen kann.
Organisatorisch sollen pro Tag 250 bis 300 Autos den Park befahren dürfen, die Zeitslots sollen vorab online vergeben werden. So will man Warteschlangen bzw. Staus vermeiden. Pro Auto sind aktuell 12,50 Euro angesetzt, laut Groot Obink soll man die Strecke aber auch mehrfach fahren können. Die Stadt Kalkar hat den Plan bereits genehmigt.
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Freizeitpark war einst als Atomkraftwerk gebaut worden
Doch was macht Kernie’s Familienpark nun eigentlich zu dem wohl skurrilsten Vergnügungspark Deutschlands?
Die Antwort: Einst sollte hier aus Uran spaltbares Plutonium entstehen und die Anlage in Kalkar ein Atomkraftwerk werden. Das Projekt, das bereits 1970 gestartet wurde, stand aber von Anfang an unter einem schlechten Stern: Immer wieder gab es Demonstrationen in Kalkar, befeuert von zahlreichen Unfällen weltweit.
Spätestens nach der atomaren Katastrophe von Tschernobyl 1986 war das erst ein Jahr vorher fertiggestellte Kalkar dann bereits wieder am Ende – als die Anlage 1991 geschlossen wurde, hatte sie sieben Milliarden Mark verschlungen, ohne jemals ans Netz gegangen zu sein.
Kalkar verfiel ungenutzt, bis 1996 der niederländische Geschäftsmann Hennie van der Most das Gelände kaufte, wie auf der Webseite des Parks nachzulesen ist. Im Wunderland Kalkar und dem dazugehörigen Vergnügungsbereich Kernie’s Familienpark gibt es heute neben vielen Restaurants unter anderem eine Wildwasserbahn, Karussells und ein Riesenrad, insgesamt sind es Dutzende Attraktionen.
Das alles überragende Highlight ist aber sprichwörtlich der 46 Meter hohe ehemalige Kühlturm, in dem sich heute ein Karussell befindet, und an dem man klettern kann.
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„Kernie’s Wunderland“ hat eine Spaß-Flatrate
Der Ansatz des Parks: Im Eintrittspreis ist alles inklusive – neben den Fahrgeschäften auch Essen und Trinken, eine Spaß-Flatrate sozusagen. Das verleitete viele Besucher zu hemmungslosen „Sauf-Touren“. Davon hat man sich allerdings mittlerweile wieder entfernt, es werden auch keine harten Spirituosen mehr ausgeschenkt.
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Übrigens: Früher habe man in „Kernie’s Wunderland“ schon noch oft die Frage gehört, ob denn hier auch nichts mehr strahle, sagt Parkbesitzer Han Groot Obink lachend zu TRAVELBOOK. „Kommen sie mal her. Sie werden danach tatsächlich strahlen – aber nur, weil es Ihnen bei uns so gut gefallen hat.“