23. Juni 2017, 10:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Leuchtend grüne Wiesen, weite gelbe Felder und beeindruckende Berge, das ist das Bild, das viele von Neuseeland haben. Doch das Land hat auch einige Attraktionen, die mitunter gefährlich sind, etwa den Mount Taranaki auf der Nordinsel, einer der tödlichsten Berge Neuseelands. Trotz aller Warnungen kommt es hier immer wieder zu tragischen Unglücken – auch weil Abenteurer den Mount Taranaki schlichtweg unterschätzen.
Nach einer stundenlangen, schweißtreibenden Wanderung vom Berggipfel über die Weiten der Landschaft zu schauen, die frische Bergluft einzuatmen und für einen kurzen Moment die Ruhe zu genießen, gehört für viele Wanderer zu einem der schönsten Momente einer Wanderung. Genau das kann man auch auf dem Mount Taranaki an der Westküste der neuseeländischen Nordinsel erleben, vorausgesetzt man wagt – und schafft – überhaupt den Aufstieg.
Denn die rund sechsstündige Wanderung zum Gipfel des 2518 Meter hohen aktiven, jedoch schlafenden Vulkans, der inmitten des bewaldeten Egmont-Nationalparks steht, sollte man auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. So warnt das Departement of Conservation, die neuseeländische Naturschutz-Behörde, vor einem schnellen und unvorhersehbaren Wetterwechsel. In nur 30 Minuten kann aus angenehmem Sonnenschein stürmischer Regen werden, der das weitere Auf- oder Absteigen erschwert oder sogar verhindert. Nur wer gut ausgerüstet ist und über genügend Fachwissen verfügt, sollte sich daher auf den Gipfel des Berges wagen.
Wanderer unterschätzen den Berg
Der Rettungsdienst des Nationalparks ist besonders an verlängerten Wochenenden durchgehend beschäftigt. Leichtsinnige Wanderer unterschätzen den Berg und das wechselnde Wetter, erwarten die teils stark schwankenden Temperaturen auf dem Mount Taranaki nicht. Immer wieder müssen manche mithilfe von Hubschraubern gerettet werden. Dennoch kommt es leider regelmäßig zu Todesfällen. Seit 1891 starben am Mount Taranaki 83 Menschen. Somit gehört der Berg zu den gefährlichsten in Neuseeland, er wird in der traurigen Statistik der Todesfälle nur vom Mount Cook, auch Aoraki genannt, überboten.
Erst im Juni dieses Jahres ist der 25-jährige Victor Roucher beim Besteigen des Gipfels ums Leben gekommen. Der Franzose und seine Begleitung waren kurz vor dem mit Schnee und Eis bedeckten Gipfel, als Roucher abstürzte, einige hundert Meter tief fiel und starb. Und das, obwohl er erfahren und gut ausgerüstet war, wie der zuständige Beamte Keith Borell sich damals gegenüber „Radio New Zealand“ äußerte.
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Paar stirbt kurz vor der Rettung
Auch 2013 kam es zu einem tragischen Vorfall auf dem Mount Taranaki. Wie „Taranaki Daily News Online“ berichtete, war ein Paar gemeinsam mit einer Gruppe zu einem Tagestrip auf den Berg aufgebrochen. Während es morgens noch sonnig war, änderte sich das Wetter schlagartig, aus Sonnenschein wurden katastrophale Bedingungen.
Das Paar war gezwungen, zwei Nächte auf dem Mount Taranaki zu verbringen, ohne Ausrüstung, Verpflegung, geschweige denn einer Unterkunft. Zwar hatte die Frau Handyempfang und konnte der Polizei eine SMS mit ihrer Position übermitteln, doch glaubte sie schon zu diesem Zeitpunkt nicht daran, die Nacht zu überleben. Ein Rettungsteam versuchte, zu dem Paar durchzudringen, doch der eisige Regen und der starke Wind machten den Aufstieg oder ein Hubschraubereinsatz unmöglich. Als sich das Wetter besserte und das Rettungsteam zu den beiden Wanderern durchdrang, war der Mann bereits tot, die Frau lebte noch, verstarb aber schließlich an einer Unterkühlung in den Armen eines Rettungssanitäters.
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Tipps für die Wanderung um den Mount Taranaki
Das neuseeländische Departement of Conservation rät, den Berg nur bei gutem Wetter und mit genügend Erfahrung und professioneller Ausrüstung zu besteigen. Auch sollte man den Berg nie alleine, sondern mindestens zu zweit besteigen, und daheim gebliebenen Freunden oder Verwandten seine ungefähre Rückkehr mitteilen. Im Falle eines Verschwindens können diese den Rettungsdienst benachrichtigen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, den Berg von der nordöstlichen Seite zu besteigen, da die Route einfacher ist. Auch kann man den Weg in zwei Etappen aufteilen, vom Nebengipfel, dem „Fanthams Peak“, geht es zum Hauptgipfel des Mount Taranaki. Spielt das Wetter mit, hat man von beiden Gipfel aus einen einmaligen Blick über die Nordinsel Neuseelands und schaut über das Meer bis hin zur Südinsel. Mit genügend Vorbereitung und passender Ausrüstung sollte man sich diese Aussicht definitiv nicht entgehen lassen.
Für alle, die sich nicht auf den Mount Taranaki trauen, ihn aber dennoch sehen wollen, empfiehlt sich eine der Wanderrouten, die um den Berg herumführen, so zum Beispiel durch den mit Moos bewachsenen Goblinwald. Alternativ kann man auch nur einen Teil des Weges zum Gipfel ablaufen.