27. Oktober 2021, 16:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer garantiert weiße Weihnachten haben möchte, sollte die Feiertage in Oimjakon verbringen. Denn wenn es hier etwas gibt, dann ist es Schnee! Im Osten Russlands befindet sich das kälteste Dorf der Welt – Minusgrade sind hier an der Tagesordnung.
Hier bewegen sich die Temperaturen nur wenige Wochen im Jahr über dem Nullpunkt: Oimjakon ist das kälteste Dorf der Welt. Knapp 500 Menschen leben hier in der sibirischen Kälte in Russlands Osten. Mitten im Nichts. Mitten in der Kälte. Im Winter kann die Temperatur hier schon mal auf minus 50 Grad Celsius sinken, und die kälteste Zeit des Jahres dauert immerhin acht Monate.
Mit winterlichen Temperaturen von minus 51 Grad Celsius überleben hier nur hart Eingesottene. Dabei kann es während der wenigen Sommertage im Juli schon mal mehr als angenehme 20 Grad warm werden – Temperaturschwankungen von bis zu 70 Grad im Jahr sind also keine Seltenheit, wie das Klimadiagramm auf Wetter Kontor zeigt.
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Rekordtemperatur von minus 71,2 Grad
Im Jahr 1926 soll eine Temperatur von minus 71,2 °C gemessen worden sein. Dies wurde bisher aber nicht bestätigt, da sich zu diesem Zeitpunkt noch keine Wetterstation in Oimjakon befand, wie DIE WELT berichtet. Der Wert wurde von einem Klimaforscher ermittelt und ist bis heute die Rekordtemperatur in einem bewohnten Gebiet. Dagegen offiziell bestätigt ist die Temperatur von minus 67,8 Grad Celsius, die 1933 in Oimjakon festgehalten wurde. Es ist die niedrigste gemessene Temperatur außerhalb der Antarktis, berichtet die britische Tageszeitung „The Telegraph“ – somit ist dieses Dorf das kälteste der Welt.
Wie es sich im Eis lebt
Die Kälte bestimmt den Alltag der Menschen hier. Anstelle eines funktionierenden Abwassersystems liegt das Klo außerhalb des Wohnhauses. Wer also auf die Toilette möchte, muss erst durch die klirrende Eiseskälte, um in die kleine Hütte mit einem Loch im Boden zu gelangen. Außerdem werden Klamotten nach dem Waschen in die Kälte gehängt, damit die Minusgrade die Kleidung desinfizieren.
An das Leben in der Kälte haben sich die Bewohner Oimjakons längst gewöhnt: Schneefrei von der Schule gibt es hier erst ab minus 52 Grad. Natürlich findet ein großer Teil des Lebens innerhalb wärmender Wände statt – und die Bewohner helfen sich auf ihre Art. Der Fotograf Amos Chapple sagte der Website Weather.com, dass eines der Zaubermittel gegen die Kälte hier der „Russki Chai“ sei. Russischer Tee – so bezeichnet man in Oimjakon Wodka.
Gefrorener Fisch ist eine Delikatesse
Vegetarier haben es hier nicht leicht: Die extreme Kälte macht eine funktionierende Landwirtschaft unmöglich, weshalb Fleisch und Fisch den täglichen Speiseplan prägen. Ob Delikatessen wie gefrorener Fisch und Pferdeleber oder eine einfache Fleischsuppe – was hier auf den Teller kommt, hat mal gelebt. Pferdefleisch gibt es hier öfter als Rind. Die Tiere haben sich über die Jahre an die Temperaturen angepasst und können auch ohne Stall in den extremen Bedingungen überleben, berichtet DIE WELT.
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Auch Getränke kauft man hier etwas anders: Im Laden gibt es Milch an der Theke, die Verkäuferin schneidet die gewünschte Menge von einem Block ab. Auch Wasser gibt es im Blockformat. Denn wer Durst hat oder sich waschen will, kann nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen, sondern muss auf mühsam aufgetautes Wasser aus dem Fluss zurückgreifen.
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Oimjakon selbst erkunden
Wer sich von der eisigen Kälte selbst überzeugen möchte, kann natürlich seinen nächsten Urlaub dort verbringen. Wie man nach Oimjakon kommt? Von Jakutsk, der Hauptstadt der Region, führt eine Straße zu dem Dorf. Zwei Tage muss man für die fast 1000 Kilometer lange Strecke einplanen. Denn schnelles Fahren ist auf den verschneiten Straßen nicht möglich. Inzwischen kann man sich das kälteste Dorf der Welt im Rahmen einer All-Inklusive-Tour ansehen.