27. März 2020, 15:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein besonderer Gin, spezielle Milchkannen und ein außergewöhnlich mildes Klima: Die Kanalinsel Guernsey ist ein besonderer Ort, der weder recht zu Großbritannien noch zu Frankreich gehört.
Guernsey ist nach Jersey die zweitgrößte britische Kanalinsel. Das hügelige Eiland mit viel Steilküste ist eine Attraktion für Naturliebhaber. Wegen des vom Golfstrom beeinflussten milden Klimas im zu Frankreich gehörenden Golf von St. Malo überwintern auf dem Eiland zahlreiche seltene Vogelarten.
Sogar Bananen wachsen auf der Insel
Weil es auf der Insel Guernsey wie beispielsweise auch im südwestenglischen Cornwall fast nie frostige Temperaturen gibt, wachsen sogar Bananen, Zypressen, Palmen und Pinien. Für Naturliebhaber werden Wanderungen über die Insel angeboten, die Touristen die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt nahebringen.
Hauptstadt St. Peter Port
Einer der berühmtesten Bewohner der Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey, St. Peter Port, war der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885). Die heute wichtigste Hafenstadt der britischen Kanalinseln galt von jeher als quirliger Treffpunkt für Kulturschaffende und Unternehmer. Bereits seit der Antike ist St. Peter Port ein wichtiger Handelsumschlagplatz. Die traditionell niedrigen Zölle und Steuern begünstigen das.
Schöne Straßencafés, Restaurants und Antiquitätengeschäfte am Hafen sowie im Old Quarter machen die 17.000-Einwohner-Stadt zu einem bevorzugten Ausflugsziel für Briten und Franzosen.
Hügelgräber aus der Steinzeit
Zahlreiche archäologische Funde beweisen, dass die Kanalinsel <<Guernsey>> wie auch die Nachbarinsel Jersey bereits schon in der Steinzeit besiedelt war. Das für Touristen zugängliche Hügelgrab Les Fouaillaiges beispielsweise ist mehr als 6000 Jahre alt und gehört zu den ältesten Baudenkmälern überhaupt in Europa.
Weitere Sehenswürdigkeiten auf Guernsey
Die mit der Fähre am schnellsten von Barneville-Carteret in der Normandie aus erreichbare Insel <<Guernsey>> hat noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten: Das Haus von Victor Hugo in St. Peter Port (Hauteville House) , in dem der große Franzose 15 Jahre seines Exils verbrachte, kann in den Sommermonaten täglich besichtigt werden. Und auch die Befestigungsanlagen des Atlantikwalls während des Zweiten Weltkriegs sind heute eine spektakuläre Attraktion.
Guernsey liegt näher an Frankreich als an Großbritannien
Wheadon passt zu einer Insel, die in vielen Belangen speziell ist. Guernsey liegt näher an Frankreich als an Großbritannien, doch es fühlt sich keinem der Länder so richtig zugehörig. Die Insel untersteht der britischen Krone und gibt ein eigenes Pfund Sterling heraus.
Luke Wheadon hat mit seinem Gin offenbar einen Nerv getroffen. Er kommt kaum nach, sein Destillat zu produzieren. 40 Flaschen pro Tag werden in einer Bar im Boutique-Hotel „Bella Luce“ produziert, einem der schmucken Steinhäuser, die es auf der Insel zuhauf gibt.
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„Frost kennen wir hier eigentlich nicht“
Ein Exot auf Guernsey ist Trevor Rogers-Davis. Er stellt die typischen Milchkannen her, mit denen die Bauern früher auf die Felder gegangen sind. „Heute sind sie aus Kupfer, früher waren sie aus Blech“, sagt Rogers-Davis, der im historischen Anwesen von Sausmarez Manor das alte Handwerk betreibt. „Inzwischen bin ich der einzige auf der Welt, der diese Kannen noch herstellen kann.“
Peter de Sausmarez ist der Seigneur des alten Hauses, das als das am besten erhaltene der Insel gilt. Er handelt mit Skulpturen, von denen Dutzende in den ausladenden Gärten stehen. Sehenswert sind auch die Pflanzen. „Allein 40 Sorten Bambus wachsen hier, verschiedene Bananen, Farne, Ingwer“, sagt der Schlossherr. Viele der Büsche und Bäume würden selbst im Süden Englands nicht überleben. Doch auf Guernsey ist das Klima perfekt: „Frost kennen wir hier eigentlich nicht, und im Sommer wird es nicht zu warm.“
Victor Hugo lebte 14 Jahre auf Guernsey
An der Vegetation der Insel erfreute sich auch Victor Hugo. Der große französische Schriftsteller, der mit „Der Glöckner von Notre Dame“ Furore machte, lebte von 1856 und 1870 in seinem Hauteville House. Es kann noch heute besichtigt werden.
Je höher man sich arbeitet in diesem Haus hoch über den Dächern der Inselhauptstadt St. Peter Port, desto luftiger wird die Architektur. Oben hat Hugo gearbeitet. Und hier hatte er aus den zahlreichen Fenstern einen herrlichen Blick auf seinen ausladenden Garten und das Meer. Er schaute in Richtung seiner Heimat Frankreich, aus der er vertrieben worden war, als er sich gegen den Staatsstreich auflehnte, mit dem sich Napoleon III. 1851 zum Präsident auf Lebenszeit machte.
Schon Victor Hugo spürte, dass dieses Eiland eigentlich ein Solitär ist, der Einflüsse zweier Länder zu etwas Eigenem vermischt. „Ein Stück Frankreich, das ins Meer gefallen ist und von England aufgesammelt wurde“, stellte der Schriftsteller fest.
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Reiseinfos zu Guernsey
Anreise: Mit dem Flugzeug reist man am besten über Großbritannien an, die landeseigene Fluggesellschaft Aurigny etwa bedient drei Londoner Flughäfen (City, Gatwick und Stansted). Wer lieber mit der Fähre kommt, kann ebenfalls von England oder Frankreich starten.
Klima: Guernsey hat ein mildes Klima, Frost und Schnee sind äußerst selten. Durch den Golfstrom sind die Temperaturen angenehm.
Geld: Währung ist das Guernsey-Pfund. Sein Wert ist derselbe wie der des Britischen Pfunds. Während man in Guernsey auch mit englischen oder schottischen Pfund bezahlen kann, werden die auf der Insel geprägten Münzen und Scheine aber nur hier angenommen. In größeren Geschäften kann man oft mit Euro bezahlen.