8. August 2023, 7:37 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Sizilien-Urlaub mal anders: Ein echter Geheimtipp sind die der Küste vorgelagerten Äolischen oder auch Liparischen Inseln. Winzige Buchten, autofreie Gässchen und brodelnde Vulkankrater machen Lipari, Vulcano, Panarea und die weiteren Inseln zum perfekten Ziel für Individualisten und Abenteurer. TRAVELBOOK verrät, warum Siziliens „kleine Schwestern“, die alle ihren ganz eigenen Charakter und Charme haben, sich so gut für einen Urlaub eignen.
Wer je in Sizilien war, hat sie beim Landeanflug vielleicht schon entdeckt: Wenige Kilometer vor der Nordküste erheben sich sieben Inseln aus dem Meer, einige größer, die anderen winzig. An ihren Hängen reihen sich weiße Häuschen wie Perlenketten aneinander und auf den größtenteils autofreien Eilanden Alicudi, Filicudi, Salina, Lipari, Panarea, Vulcano und Stromboli kann man dem Alltag wunderbar entfliehen. Isole Eolie (dt. „Inseln des Windes“) heißen die sieben Inseln vulkanischen Ursprungs, deren Name auf den Gott Äolus zurückgeht. Laut griechischer Mythologie ließ Äolus sich hier nieder, nachdem er von Zeus beauftragt wurde, die Winde zu verwalten. Der Name ist ein wenig irreführend, denn wirklich windig ist es auf den Äolischen Inseln, die auch als Liparische Inseln bezeichnet werden, nicht.
Party, Abenteuer, Abgeschiedenheit – jede Insel ist anders. TRAVELBOOK verrät, was Sie auf den einzelnen Inseln erwartet.
Übersicht
Das bieten die Liparischen Inseln
Stromboli
Die markanteste der sieben bewohnten äolischen Inseln, die im Deutschen auch liparische Inseln heißen, ist Stromboli. Wie ein Vulkan aus dem Bilderbuch ragt der kegelförmige Berg mehr als 900 Meter in den Himmel, raucht und spuckt regelmäßig glühende Lava. Für den deutschen Vulkanologen Boris Behncke ist die Region vom Ätna bis zu den Liparischen Inseln ein Paradies auf Erden. „Ich lebe hier jeden Tag meinen Kindheitstraum“, sagt der Wissenschaftler. Behncke arbeitet am Italienischen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), das alle Vulkane des Landes überwacht. Behnckes Fokus liegt auf dem Ätna und den Vulkanen auf den Liparischen Inseln, die vor der sizilianischen Küste im Tyrrhenischen Meer liegen und Touristen aus der ganzen Welt anziehen.
Oft fließen Lavaströme am Stromboli die Sciara del Fuoco an der Nordflanke hinunter. Bei heftigen Ausbrüchen – wie im Sommer 2014 – erreichen sie die Küste, wo sie zischend im Meer verschwinden. „Vor allem in der Abenddämmerung sind Eruptionen und Lavaströme von See aus ein unvergessliches Schauspiel“, so schwärmt Gianni Arena. Er begleitet Urlauber, die in der Basis des Segelurlaubanbieters Sunsail in Portorosa eine Segeljacht chartern, sich den Törn allerdings nicht allein zutrauen oder nicht die nötigen Bootsführerscheine haben.
Der Großteil der gut 500 Einwohner lebt im Nordosten von Stromboli, in gebührendem Abstand zur „Sciara del Fuoco“ („Feuerzunge“), über die die Lavamassen des Vulkans bergab in Richtung Meer fließen. Abenteurer sollten unbedingt an einer geführten Trekking-Tour zu den Kratern des Stromboli teilnehmen. 1949 wurde auf Stromboli übrigens das gleichnamige Melodram mit Ingrid Bergmann in der Hauptrolle gedreht. An dem Haus, in dem die Schauspielerin und Regisseur Roberto Rossellini (1906–1977) damals wohnten, befindet sich noch eine Gedenktafel.
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Lipari
Auf der Hauptinsel Lipari befindet sich die einzige richtige Stadt des Archipels. Rund 11.500 Menschen leben dauerhaft auf Lipari, in den Wintermonaten geht es hier wesentlich ruhiger zu als im Sommer. Im Norden von Lipari liegen die Überreste einer antiken Therme, die schon 1500 vor Christus in Betrieb war. In der Hauptstadt kann man Ruinen aus der Bronzezeit und der griechischen und römischen Antike bewundern. Einen Besuch wert sind auch die Kathedrale und die Festung der Stadt. Wer sich vom Trubel erholen will, besucht einen der vielen schönen Strände auf der Insel. Abends kann man wunderbar in den Gassen der Hauptstadt flanieren.
Salina
Nördlich von Lipari liegt Salina, die zweitgrößte der äolischen Inseln. Salina gilt als Perle der Liparischen Inseln – nicht nur wegen des Panoramas von Capofaro. Die Insel lockt mit hochklassigen Resorts und Restaurants und den Fischerorten Santa Marina und Malfa. Weil sie nicht so schnell erreichbar ist wie Lipari, die größte Insel des Archipels, und es kaum Strände gibt, geht es auf Salina im Vergleich ruhiger zu. Ein weiterer Unterschied: Salina ist im Gegensatz zu Lipari deutlich grüner und fruchtbarer. Anders als auf den kleineren Inseln, die fast alle Lebensmittel importieren müssen, können sich die Einwohner von Salina durch ihre Anbauprodukte weitgehend selbst versorgen.
Empfehlenswert ist ein Stopp beim Weingut Capofaro Locanda & Malvasia an der Nordostspitze Salinas. Die sizilianische Weindynastie Tasca d’Almerita baut dort rund um einen alten Leuchtturm ihre berühmten süßen Malvasia-Weine an – neben Kapern der Exportschlager der Insel. Die knorrigen Weinstöcke wachsen hier auf zum Meer abfallenden Terrassen, die wie in einem antiken Theater gewölbt sind. Absteigen können in dem Resort nur Gutbetuchte, ein Essen mit Weindegustation in Capofaro aber können sich die meisten leisten. Allein der Blick über Weinreben und Leuchtturm hinweg bis Stromboli ist das wert.
Auch Filmfans lieben die Insel, auf der die mit einem Oscar prämierte Romanze «Il Postino» (Der Postbote) gedreht wurde. Die charmant erzählte Geschichte und die poetisch gefilmten Landschaften machten Salina 1994 weltbekannt. In vielen Orten erinnern geschmückte Fahrräder an den «Postino». Natürlich auch in Pollara an der Westküste, wo in der Bar L’Oasi jeden Abend nach Sonnentergang der Film gezeigt wird.
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Panarea
Panarea ist mit 3,4 Quadtratkilometer die kleinste bewohnte Insel und ein beliebter Treffpunkt für Reiche und Schöne. Selbst internationale Promis wie Naomi Campbell, Tom Cruise oder Beyoncé urlauben gerne hier – weshalb es auf Panarea im Vergleich zu den anderen Inseln auch etwas teurer ist. Kleine Elektroautos dienen als „Taxi“ und bringen Touristen und Einheimische von einem Ende der Insel zum anderen. Panarea lässt sich aber auch gut zu Fuß erkunden.
Im Südosten der Insel befindet sich ein kleiner Strand, der nur im Sommer ziemlich überfüllt ist. Am besten mietet man sich ein Boot und erkundet damit die Klippen und die unbewohnte Insel Basiluzzo, wo man übrigens auch wunderbar schnorcheln kann. Oder den einen oder anderen Promi auf seiner Jacht erspähen.
Abends wird der Bereich um den Hafen zur Partyzone. Von hier aus hat man auch einen atemberaubenden Blick auf den gegenüber liegenden Vulkan Stromboli, der ständig aktiv ist und immer wieder Lava spuckt.
TRAVELBOOK-Hoteltipp: Das familiengeführte Hotel Girasole im Süden der Insel.
Vulcano
Für vulkanbegeisterte Urlauber lohnt auch ein Tagesbesuch der Insel mit dem bezeichnenden Namen Vulcano. Wer auf die Insel kommt, wird sofort den typischen Schwefelgeruch bemerken, der aus unzähligen Quellen, den so genannten Fumarolen, strömt. Der Krater des Hauptvulkans ist relativ einfach zu besteigen. Am nördlichen Zipfel der Insel kann man in einem Schlammpool baden, dessen Wasser durch unterirdische Gase erhitzt wird. Dem Schlamm werden heilende Kräfte bei Hautkrankheiten und Rheuma nachgesagt.
Filicudi und Alicudi
Wer die totale Abgeschiedenheit sucht, findet sie ganz im Westen der Inselgruppe auf Filicudi und Alicudi, wo zusammen nur knapp 350 Menschen leben. Beide Inseln haben viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt, Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nur wenige. Auf Alicudi gibt es bis heute keine Straßen, die Häuser sind stattdessen über jahrhundertealte Treppenwege miteinander verbunden, als Transportmittel dienen Maulesel.
Die beste Reisezeit für die Liparischen Inseln
Wenig los ist in den Wintermonaten. In dieser Zeit, zwischen November und März, ziehen sich selbst die Bewohner gern auf das sizilianische Festland zurück. Hauptreisezeit ist im August, dann wird es voll. Denn wenn alle Italiener gleichzeitig in Sommerurlaub fahren (immer um den Feiertag Ferragosto herum), platzen die Badeorte aus allen Nähten.
Die schönste Reisezeit ist im Frühling, wenn die Oleander und Kaktusfeigen zu blühen beginnen und die Inseln langsam aus dem Winterschlaf erwachen. Und auch im Herbst ist es in Süditalien noch angenehm warm – perfekt zum Inselhopping auf dem lang gezogenen Archipel. Apropos Inselhopping …
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Wie kommt man am besten auf die Liparischen Inseln?
Vom Flughafen Catania mit Bahn oder Mietwagen via Taormina nach Milazzo, von wo die meisten Fähren zu den Inseln starten. Viele Segler chartern ab Portorosa. In der Regel sind die zwischen 30 bis 80 Kilometer vom sizilianischen Küstenort Milazzo entfernt liegenden Inseln mehrmals täglich mit Fähren erreichbar. Schöner aber ist Inselhopping im Segelboot. „Und dieses Erlebnis ist gar nicht so teuer, wie viele denken“, sagt Segelprofi Arena. Eine neun Meter lange Jacht für zwei Personen kostet beispielsweise Anfang September rund 2200 Euro pro Woche, wenn man das Boot selbst steuern kann. Ein Skipper schlägt mit zusätzlich rund 1600 Euro zu Buche.
Die äolischen Inseln eignen sich übrigens auch wunderbar, um sie in einen längeren Sizilien-Urlaub zu integrieren. Da man die Überfahrt mit dem Tragflächenboot mit einrechnen muss, sollte man mindestens eine Insel-Übernachtung einplanen.
mit Material der dpa