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Insel unter Naturschutz

Kennen Sie schon Cabrera Gran – Mallorcas kleine Schwester?

Auf Cabrera Gran scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, denn die Insel ist Teil Insel Teil eines Nationalparks und blieb bisher vom Massentourismus verschont
Auf Cabrera Gran scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, denn die Insel ist Teil eines Nationalparks und blieb bisher vom Massentourismus verschont Foto: Getty Images
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30. Januar 2025, 17:02 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die spanische Insel Cabrera trägt den Beinamen „gran“. Das bedeutet so viel wie „groß“ und ist somit völlig widersprüchlich, denn tatsächlich ist Cabrera Gran alles andere als das. Mit einer Größe von nur knapp 16 Quadratkilometern kann das Eiland zumindest flächenmäßig nicht mit den anderen Baleareninseln mithalten. Dafür steht die kleine Insel in puncto Schönheit ihrer großen Schwester Mallorca in nichts nach. Außerdem ist Cabrera Gran in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Insel, sodass es einiges zu beachten gibt. TRAVELBOOK gibt einen Überblick und verrät Tipps für einen Urlaub auf Cabrera Gran.

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„Cabrera“ ist nicht nur ein spanischer Nachname, sondern auch die weibliche Form von „cabrero“. Das bedeutet so viel wie Ziegenhirte und könnte etwas mit der Geschichte der Insel zu tun haben. Denn einst siedelten römische Seefahrer einige der Tiere auf Cabrera Gran an. Auf ihren Reisen nutzten sie die kleine Insel als Zwischenstopp und sorgten so mit frischem Ziegenfleisch vor. Die Tiere hielten zudem die Vegetation auf Cabrera in Zaum und sorgten dafür, dass es bis heute kaum Bäume auf der Insel gibt. Um die Natur zu schützen, gibt es heute auf der „Ziegeninsel“ aus gutem Grund keine Ziegen mehr. Denn Cabrera Gran ist Teil des Nationalparks Archipiélago de Cabrera. Dieser besteht aus einer Gruppe kleiner Inseln, die alle zum Cabrera Archipel und somit zu den Balearen gehören. Cabrera Gran erhielt ihren Namen, weil sie die größte der insgesamt 18 Inseln des Cabrera-Archipels ist.

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Lebten einst Piraten auf Cabrera Gran?

Das Castell de Cabrera wurde einst erbaut, um Piratenangriffe abzuwehren
Das Castell de Cabrera wurde einst erbaut, um Piratenangriffe abzuwehren Foto: Getty Images

So ruhig und behütet wie heute war es auf Cabrera nicht immer. Denn trotz oder gerade wegen ihrer Abgeschiedenheit, blickt die Insel auf eine durchaus bewegte Vergangenheit zurück. Eindrucksvolles Zeugnis dieser Geschichte ist das Castell de Cabrera, das hoch über dem einzigen Hafen der Insel thront. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ in einem Artikel berichtet, wurde das Kastell im 14. Jahrhundert von den Herrschern Aragoniens erbaut, um die Insel vor Piratenangriffen zu schützen. Deshalb war Cabrera über viele Jahrhunderte hinweg als „Pirateninsel“ bekannt. Bis ins 20. Jahrhundert nutzten Schmuggler die abgelegene Insel als Versteck für ihre Waren und Schätze. Erst viele Jahre später sollte sich schließlich das dunkelste Kapitel in der Geschichte Cabreras ereignen. Denn obwohl die Balearen kaum von den Kämpfen des Spanischen Unabhängigkeitskrieges betroffen waren, brachte die spanische Krone ab 1809 etwa 12.000 französische Kriegsgefangene nach Cabrera. Auf der einsamen Insel wurden sie völlig ihrem Schicksal überlassen – mit schrecklichen Folgen. Denn durch den Mangel an Nahrung und medizinischer Versorgung überlebten insgesamt nur etwa 3600 von ihnen. Bis heute erinnert deshalb ein Mahnmal in der Mitte der Insel an diese Tragödie.

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Ist die Insel Cabrera Gran heute bewohnt?

Im Jahr 2014 eröffnete die bisher einzige Herberge auf der Insel Cabrera Gran
Im Jahr 2014 eröffnete die bisher einzige Herberge auf der Insel Cabrera Gran Foto: Getty Images

Das Archipel von Cabrera besteht aus insgesamt 18 Inseln und zählt sowohl administrativ als auch geografisch zu Mallorca. Vor Tausenden von Jahren stand der Meeresspiegel sogar noch so tief, dass eine Sandbank die beiden Insel verband. Das nutzten einige Tiere, um auf die vorgelagerte Insel überzusiedeln. Wenngleich es heute auf Cabrera keine Ziegen mehr gibt, so schenkt die Insel vielen anderen Tieren ein Zuhause. Neben seltenen Seevögeln, wie Fischadler, Seefalken und Sturmschwalben beherbergt vor allem die Unterwasserwelt viele bedrohte Tierarten wie Schildkröten und Wale. Denn das Archipel und die Umgebung Cabrera Grans ist heute das größte maritime Naturschutzgebiet Spaniens. Aus diesem Grund ist der Zugang zur Insel streng reglementiert. Da der Schutz des Nationalparks oberste Priorität hat, brauchen alle, die die Insel betreten möchten, eine offizielle Genehmigung. Insgesamt leben heute nur etwa 20 Menschen auf Cabrera Gran.

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Wer lebt auf Cabrera Gran?

Insgesamt leben nur etwa 20 Menschen auf der kleinen Insel Cabrera Gran
Insgesamt leben immer nur etwa 20 Menschen zeitgleich auf der kleinen Insel Cabrera Gran Foto: Getty Images

Nachdem bereits die römischen Seefahrer von der Insel Gebrauch machten und diese als Zwischenstopp nutzten, kamen ab dem neunten Jahrhundert die Mauren nach Cabrera. Auch Mönche sollen eine Zeit lang auf der Insel gelebt und sich später gegen die kirchliche Obrigkeit aufgelehnt haben. In offenem Protest sollen sie sich im Zuge dessen von allem Anstand gelöst und schließlich nackt am Strand getanzt haben. So gab es über die Jahrtausende ein ständiges Kommen und Gehen auf der kleinen Insel Cabrera. Wie der „Spiegel“ in einem Artikel berichtete, machte sich zuletzt sogar der spanische Diktator Franco Cabrera zunutze. Um zu verhindern, dass die Alliierten erfahren, dass er Nazi-Deutschland mit Penicillin versorgt, hinterlegte er die Pillen in Absprache mit den Deutschen auf der einsamen Insel. Heimlich legten dort dann regelmäßig deutsche U-Boote an, um das Penicillin unauffällig abzuholen. Auch nach dem Ende des Krieges war Cabrera bis weit in die 1980-Jahre noch Militärgebiet. In der Zwischenzeit befand sich die Insel sogar für einige Zeit in Privatbesitz. Eine Familie versuchte sich hier beispielsweise im Weinanbau und scheiterte. Heute haben sich die hier lebenden Menschen dem Naturschutz der Insel verschrieben. So arbeiten die meisten der insgesamt 20 Ortsansässigen für die spanische Regierung. Viele von ihnen wohnen immer nur für einen bestimmten Zeitraum auf der Insel, beispielsweise für eine Saison. Denn der Nationalpark Archipiélago de Cabrera schafft Arbeitsplätze in der Verwaltung, im Brandschutz, in der Bewachung, im Tourismus, in der Hotellerie und Gastronomie.

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Kann man auf Cabrera Urlaub machen?

Ein Urlaub auf Cabrera Gran unteliegt strengen Regelungen
Ein Urlaub auf Cabrera Gran unteliegt strengen Regelungen Foto: Getty Images

Dauerhaft leben auf Cabrera Gran also immer nur maximal 20 Menschen. Tagsüber werden jedoch mehrmals täglich Leute von außerhalb zu Besuch auf die Insel gebracht. Reisende, die auf Cabrera Urlaub machen wollten, hatten lange Zeit nur eine einzige Option: Sie durften unter der Voraussetzung einer offiziellen Genehmigung und nur während der Hochsaison für maximal eine Nacht bleiben. Die Übernachtung setzte außerdem ein eigenes Boot voraus. Zum Schutz der Natur erhielten außerdem maximal 50 Menschen pro Tag die Erlaubnis, den Nationalpark zu betreten und mit dem Boot im Hafen von Cabrera festzumachen. Das Ankern ist dabei zum Schutz des Meeresbodens strengstens verboten. Stattdessen müssen die Boote an schwimmenden Bojen befestigt werden. Doch seit dem Jahr 2014 gibt es eine interessante Alternative: Denn mit der Eröffnung der Albergue de Cabrera, der ersten und einzigen Herberge der Insel, setzte eine Nacht auf der Insel kein eigenes Boot mehr voraus. Das Umweltministerium von Mallorca ordnete an, dass die ehemaligen Militärbaracken in zwölf einfache Doppelzimmer umgewandelt wurden. Doch auch hier gelten strikte Regeln: Zwischen Juni und September ist der Aufenthalt auf Cabrera auf eine Nacht begrenzt.

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Wie kommt man auf die Insel Cabrera?

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Die Insel Cabrera ist entweder mit dem eigenen Boot oder mit dem Ausflugsschiff von Mallorca aus zu erreichen. Die Schiffe legen in den Städten Colònia de Sant Jordi oder Porto Petro ab. So ohne Weiteres ist es nicht gestattet, die Insel im Mittelmeer zu betreten oder in der schönen Bucht anzulegen. Die Genehmigungen müssen vorab und möglichst frühzeitig eingeholt werden. Außerdem dürfen zum Schutz der Natur maximal 300 Leute pro Tag mit der Fähre in das Naturparadies gebracht werden. Alle, die über Nacht bleiben wollen, haben zwei Möglichkeiten. Entweder verbringen sie die Nacht im eigenen Boot oder in der einzigen Herberge der Insel. Die Zimmer der Herberge erinnern daran, dass das Gebäude einst als Militärstützpunkt diente. Insgesamt gibt es 12 Schlafplätze, die sich auf Zimmer für zwei Personen verteilen. Pro Zimmer kostet eine Übernachtung hier etwa 60 Euro. Für die kulinarische Verpflegung sorgen außerdem eine gute Cantina und eine charmante Bar.

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Was gibt es auf Cabrera zu sehen?

Die Blaue Grotte auf Cabrera trägt den Namen Cova Blava und ist eine Höhle, die das Meer in den Kalkstein gegraben hat
Die Blaue Grotte auf Cabrera trägt den Namen Cova Blava und ist eine Höhle, die das Meer in den Kalkstein gegraben hat Foto: Getty Images

Ob mit oder ohne Übernachtung – bei einem Besuch besticht Cabrera Gran durch unberührte Natur, eine faszinierende Geschichte und eine ungewöhnlich intakte Unterwasserwelt. Auf insgesamt acht Wanderwegen kann die Insel in Ruhe erkundet werden. Vom einzigen Hafen Cabreras ausgehend führt einer der schönsten Wege zum 11 Kilometer entfernten Leuchtturm. Von dort bietet sich der atemberaubende Rundumblick über das gesamte Cabrera Archipel. Die Klippen fallen hier steil ins Meer ab und sind unglaublich hoch! Ein weiterer Wanderweg führt zum Aussichtspunkt La Miranda. Dort befindet sich auch die Höhle Cova Blanca, welche man sich unbedingt ansehen sollte. Die blaue Grotte ist stolze 160 Meter lang und 50 Meter breit. Dank der Lichtreflexionen schimmert das Wasser hier noch blauer als ohnehin schon und war somit namensgebend. Außerdem führt dieser Weg auch am ethnographischen Museum „Es Celler“ vorbei. Dort gibt es antike Fundstücke zu bestaunen. Unter den Zeugen der Zeit befindet sich sehr viel Keramik aber auch ganz normale Alltagsgegenstände der Menschen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.


Unser Tipp: Wegen seines strengen Naturschutzes hat Cabrera sich eine Unterwasserwelt erhalten, die ihresgleichen sucht. Die Kombination aus dem Mangel an Niederschlag und dem Mangel an Süßwasserquellen führt außerdem dazu, dass kaum etwas vom Land ins Meer gespült wird. Dadurch bietet sich beim Schnorcheln eine unglaubliche Sichtweite von bis zu 50 Metern! Und nicht nur das glasklare Wasser bietet optimale Bedingungen, denn durch das Verbot der Fischerei, besitzen die kleinen Meeresbewohner kaum Scheu vor den Menschen. Das bedeutet, dass selbst große Fische aus allernächster Nähe beobachtet werden können – also unbedingt an die Tauchbrille denken!

Themen Balearen Europa Mallorca Sommerziele

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