21. Februar 2024, 12:27 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Entlang der rund 7500 Kilometer langen Küste Brasiliens reiht sich ein Traumstrand an den anderen. Ein eher unterschätzter Abschnitt ist die Costa Verde, die sich zwischen den Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro erstreckt. TRAVELBOOK war dort und verrät, was diese Küstenlandschaft so einzigartig und besuchenswert macht.
Wer an die Strände Brasiliens denkt, dem kommen meist die bekannten Küstenregionen im Nordosten des Landes, etwa in Bahia und Pernambuco, in den Sinn – oder eben die berühmte Copacabana und Ipanema in Rio de Janeiro. Dass sich zwischen Zuckerhut und der Millionenmetropole São Paulo eine der schönsten Küstenlandschaften Lateinamerikas erstreckt, vermuten nur wenige. Dabei bietet die Costa Verde in Brasilien die perfekte Kulisse für einen Roadtrip am Atlantik. Kilometerlange Sandstrände, kleine Kolonialstädte, versteckte Buchten und märchenhaft schöne Inseln machen die Küste zwischen den Bundesstaaten São Paulo und Rio de Janeiro zu einer der schönsten der Welt. TRAVELBOOK listet die schönsten Strände der „grünen Küste“ auf.
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Santos und Guarujá
An kurzen und langen Wochenenden zieht es viele Paulistas, wie die Einwohner von São Paulo genannt werden, an die Strände der Costa Verde. Manche fahren direkt nach Santos oder Guarujá: Beide Hafenstädte liegen rund 215 bzw. 230 Kilometer und etwa 3 Stunden Fahrt entfernt, aber für gestresste Großstädter immer noch in relativer Nähe. Entsprechend voll sind die Strände – und leider auch die riesigen Hotels. Wer sich nach unberührter Natur sehnt, der sollte die beiden Orte nur kurz besuchen – etwa um das berühmte Stadion des FC Santos zu sehen, in dem Pelé 18 Jahre lang gespielt hat – und dann direkt weiter in Richtung São Sebastião fahren. Die Gemeinde São Sebastião beheimatet die gleichnamige Stadt und einige der gefragtesten Strände und auch Inseln der Region.
Die schönsten Strände an der Costa Verde von Brasilien
Riviera de São Lourenço
Die Riviera de São Lourenço ist im Grunde eine große Gated Community, also eine Wohnanlage, die auch entsprechend gesichert ist und in der einige wohlhabendere Einwohner São Paulos eine Ferienwohnung haben. Bei der Einfahrt passiert man ein großes Tor. Da der Strand in Brasilien jedoch per Gesetz immer allen gehört, ist der Küstenbereich für alle zugänglich und ein guter Ort, um einen Tag am Meer zu verbringen.
Juqueí
Etwa drei Kilometer lang ist der Strand von Juqueí (manchmal auch Juquehy geschrieben). Im Gegensatz zu einigen anderen Küstenabschnitten der Region ist das Meer meist sehr ruhig und eignet sich daher hervorragend zum Baden. Das macht Juqueí auch ideal für Familien. An Wochenenden ist es punktuell recht voll. Die Brasilianer genießen es nämlich, in der Nähe von anderen zu sein, miteinander zu quatschen und gemeinsam zu essen und zu trinken. Wer aber etwas am Strand entlanggeht, findet immer einen verhältnismäßig ruhigen Spot.
Die Ilhabela
Direkt gegenüber der Stadt São Sebastião liegt eine der wohl schönsten Inseln der Costa Verde in Brasilien: die Ilhabela (z. Dt.: schöne Insel). Eine Fähre bringt Urlauber in etwa 15 bis 20 Minuten über die Meerenge. Mit 350 Quadratkilometern ist die Ilhabela die viertgrößte Atlantikinsel Brasiliens und bekannt für einsame Sandstrände und romantische Pousadas. Bei den Pousadas handelt es sich um Gästehäuser, die sich nicht durch den Luxus im herkömmlichen Sinne von klassischen 5-Sterne-Hotels auszeichnen, sondern vielmehr durch ihre einzigartige Atmosphäre und besonderen Charme. Zusätzlich gibt es auf der Insel leider aber auch viele Stechmücken, weshalb es sehr ratsam ist, sich mit Mückenspray einzudecken und die Moskitonetze in den Unterkünften zu nutzen.
Während die Nordseite der Ilhabela bereits touristisch sehr erschlossen ist, findet man auf der Südseite zuweilen noch einige Orte, die den Charme des Unentdeckten ausstrahlen. Hier gibt es zahlreiche Wasserfälle, wie verwünscht wirkender Urwald – und auch einige der schönsten Strände der Insel. Besonders lohnend:
- Praia do Julião (hier unbedingt einen Sonnenuntergang genießen!)
- Praia da Feiticeira
- Praia do Veloso
- Praia de Indaiaúba
- Praia do Bonete
Die Ilhabela hat auch einen Ruf als Friedhof versunkener Schiffe: So findet man in den Gewässern um die Insel mehrere Schiffswracks, von denen einige zum Tauchen zugänglich sind. Spannend ist allen voran die Geschichte der Príncipe de Asturias, der „spanischen Titanic“, die heute noch unzählige Goldschätze bergen soll.
Maresias
Maresias wird oft als „das Ipanema der Paulistas“ bezeichnet, zieht viele Menschen an und kann daher recht belebt sein. Ein Besuch lohnt sich aber, denn der etwa vier Kilometer lange Strand bietet nicht nur weißen Sand, sondern an vielen Tagen auch türkisfarbenes Wasser. Außerdem finden Urlauber an diesem Strand der Costa Verde in Brasilien auch eine ausgezeichnete Infrastruktur an Restaurants und Bars.
Ubatuba
Ein sehr schöner und auch beliebter Küstenabschnitt der Costa Verde in Brasilien ist Ubatuba, bei den Brasilianern aufgrund des zuweilen verregneten Wetters auch Uba-Chuva (Uba-Regen) genannt. Mehr als 100 Strände – teils auch auf kleinen Inseln – gibt es hier zu entdecken, darunter:
- Praia do Português
- Ilha do Prumirim
- Praia da Almada
- Maranduba
- Praia do Lázaro
- Praia da Sununga
- Itamambuca
- Vermelha
- Saco da Ribeira
Bei Surfern ist die Region ohnehin sehr bekannt, denn Ubatuba ist die Hauptstadt des Wellenreitens im Staat São Paulo. Einige der wichtigsten Surf-Wettbewerbe Brasiliens werden hier ausgetragen. Entsprechend stark ist der Wellengang, weshalb manche Strände nicht unbedingt zum Baden zu empfehlen sind. Natürlich gibt es aber auch zahlreiche Buchten, in denen man entspannt schwimmen kann.
Ein Geheimtipp in Ubatuba ist die Ilha das Couves (z. Dt. Kohl-Insel), eine kleine Insel vor der Küste Ubatubas. Mit ihren kleinen Buchten und Riffen ist sie ein Paradies für Schnorchler und Taucher.
Geschichtlich interessant ist Ubatuba auch, weil hier der Deutsche Hans Staden im 16. Jahrhundert neuneinhalb Monate in der Gefangenschaft des indigenen Stammes der Tupinambá überlebte. Diese waren bekannt dafür, dass sie ihre Gefangenen rituell verspeisten. Doch mit einer Mischung aus Fügung und Geschick gelang es ihm schließlich, befreit zu werden. Zurück in Deutschland schrieb er dann die „Wahrhaftige Historia“. Das Buch wurde in der damaligen Zeit zum Bestseller. Mehr über Hans Staden erfahren Sie hier.
Die bunte Kolonialstadt Paraty
Ein Highlight an der Costa Verde ist zweifelsfrei auch der charmante Ort Paraty. Das historische Zentrum besteht aus portugiesischen Häusern, die weiß getüncht sind und farbenfroh bemalte Fensterrahmen haben. Autoverkehr ist hier verboten. Allerdings können Spaziergänge zu einer Herausforderung werden, sofern man sich für die typischen brasilianischen Zehensandalen entscheidet. Denn der Boden besteht aus riesigem Kopfsteinpflaster.
Der Strand im Ort selbst ist nicht wirklich zu empfehlen. Aber der kleine Fischerhafen von Paraty ist der Ausgangspunkt für Bootsausflüge auf die etwa 60 vorgelagerten Inseln, die mit versteckten Buchten sowie Flora und Fauna aufwarten. Auch zahlreiche Musikfestivals machen die Stadt das ganze Jahr über zu einem lohnenswerten Ziel. Ohnehin bietet Paraty viel Kultur: So findet einmal im Jahr mit FLIP (Festa Literária Internacional de Paraty) auch ein internationales Literaturfestival statt.
In Richtung Süden kann man den Nationalpark Serra da Bocaina erkunden: Hier leben seltene Brüllaffen und niedliche Tapire.
In Paraty steht auch das Geburtshaus von Julia Mann, der Mutter von Heinrich und Thomas Mann. Die Fazenda Boa Vista kann man heute besuchen, doch der Andrang hält sich in Grenzen – auch, weil das Anwesen teils etwas verfallen wirkt. Bedauerlich, angesichts der wunderbaren Kulisse, die einen Blick auf die Baía Carioca bietet.
Ebenfalls zur Gemeinde Paraty gehört der kleine Ort Trindade, der besonders bei Lang- und Kurzzeit-Aussteigern beliebt ist. Tagsüber kann man sich an den Stränden entspannen und abends in den Bars bei brasilianischem Reggae ein paar Drinks und Snacks genießen.
Angra dos Reis
Rund 360 Inseln umfasst Angra dos Reis, das sich 170 Kilometer südlich von Rio de Janeiro befindet. Viele Stars und Reiche aus Rio besitzen hier Privatinseln, die sie mit Schnellbooten oder Jachten ansteuern. Zuweilen sieht man Delfine aus dem Wasser springen. Die verstreuten kleinen Eilande wirken so, als hätte jemand den Traum einer einsamen Insel dutzendfach übers Meer verteilt.
Egal, ob man mit dem Boot von Insel zu Insel fährt, sich in einer versteckten Bucht oder in ein Resort zurückzieht, um die tropische Wärme und den ewigen Sonnenschein in der Region zu genießen – in Angra dos Reis kommt man auf seine Kosten.
Ilha Grande
Wer genug Zeit mitbringt, sollte in jedem Fall einen Abstecher auf die Ilha Grande (z. Dt.: große Insel) machen. Dort kann man nicht nur einige wunderbare Strände und Buchten erleben, sondern auch etwas Geschichte. Denn auf der Ilha Grande lag über Jahrzehnte eines der berüchtigtsten Gefängnisse des Landes. Im sogenannten „Kessel des Teufels“ im Instituto Penal Cândido Mendes entstand eine der heute größten Verbrecherorganisationen Brasiliens: der Comando Vermelho. Hier erfahren Sie mehr dazu.
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Die Costa Verde ist perfekt für einen Roadtrip
„Auf meinen vielen Reisen nach Brasilien war ich auch schon mehrfach an der Costa Verde und würde die Region zweifelsfrei zu den schönsten des Landes zählen. Dass sie bei Urlaubern außerhalb Brasiliens in gewisser Hinsicht noch unterschätzt wird, liegt vermutlich auch daran, dass viele zwischen der Megametropole São Paulo und Rio de Janeiro nicht eine solche atemberaubende Landschaft vermuten. Es lohnt sich, einen kleinen Roadtrip entlang der „grünen Küste“ zu machen und an zwei Orten etwas mehr Zeit einzuplanen: Paraty und Ilha Grande. Wer auf Kultur und auch die Möglichkeit für Insel-Hopping und abendliche Gassentouren Wert legt, wird Paraty lieben. Etwas urtümlicher, aber nicht minder schön, ist die Ilha Grande mit ihren wilden Trails und vielen Stränden.“