16. Februar 2024, 17:14 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Zuckerhut, Corcovado, Copacabana, Ipanema, Maracanã – Rio de Janeiro bietet eine Vielzahl von weltberühmten Attraktionen. Zugleich hat die brasilianische Metropole seit Jahrzehnten ein Gewaltproblem, und wie überall auf der Welt werden auch am Zuckerhut unvorsichtige Touristen abgezockt. TRAVELBOOK-Chefredakteur Nuno Alves hat Familie in Brasilien und war daher schon häufig in Rio de Janeiro. Hier gibt er Urlaubern nützliche Infos und Tipps, die Ärger und Geld sparen können.
Rio de Janeiro ist für viele noch immer ein Sehnsuchtsziel. Doch die Stadt ist seit Jahrzehnten geprägt von dem Kontrast, einerseits eine entspannte Strandmetropole zu sein und gleichzeitig auch Schauplatz von erbitterten Kriegen zwischen Drogenbanden, Milizen und Sicherheitskräften aus Polizei und Militär. Viele Europäer scheuen daher einen Besuch – und lassen sich damit eine der weltweit schönsten Städte entgehen. Die Kulisse aus den Windungen der Guanabara-Bucht und den emporragenden Granitfelsen sucht ihresgleichen. Wer Rio de Janeiro einmal besucht hat, weiß, warum die Metropole auch die „cidade maravilhosa“, die wunderbare Stadt, genannt wird. Urlauber, die erstmals dorthin reisen, sollten jedoch einige Dinge wissen und beachten. TRAVELBOOK erklärt, was man in Rio de Janeiro vermeiden sollte.
1. Fahren Sie nicht selbst mit dem Auto oder Mietwagen
In den großen Städten Brasiliens kommt es leider immer wieder zu bewaffneten Überfällen auf Autos. Häufig nutzen Kriminelle die Gelegenheit, wenn der Verkehr an Ampeln oder aufgrund eines Staus stockt. Vermeiden Sie es in Rio de Janeiro deshalb, einen Mietwagen zu nehmen. Auch aufgrund des Risikos, sich zu verfahren und versehentlich in einem von Drogenbanden beherrschten Viertel zu landen. Nutzen Sie stattdessen lieber Taxis oder Fahrdienste. Auch die gut gesicherte Metro von Rio de Janeiro ist eine Alternative, um sich in der Stadt fortzubewegen.
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2. Steigen Sie am Flughafen nicht einfach ins Taxi
Wer am internationalen Flughafen von Rio de Janeiro, dem Aeroporto Antônio Carlos Jobim (auch Galeão genannt), das Terminal verlässt und ins erstbeste Taxi einsteigt, riskiert, übers Ohr gehauen zu werden und mitunter zu viel für die Fahrt zu bezahlen. Nutzen Sie stattdessen eines der derzeit dort operierenden sieben Taxiunternehmen. Aeortáxi und Aerocoop sind Standard und damit etwas günstiger. Ein wenig teurer und komfortabler hingegen sind Cootramo, Transcoopass, Coopertramo, Transcootur und Coopatur. Alle Unternehmen haben in den Terminals 1 und 2 Stände, an denen man die Fahrt vorab zum Fixpreis bezahlen kann. Manchmal gibt es bei Barzahlung sogar einen kleinen Rabatt. Alternativ können Sie auch einen Fahrdienst wie Uber nutzen. Achten Sie dabei auf sehr gute Bewertungen der Fahrer.
Hinweis: Das Auswärtige Amt macht darauf aufmerksam, dass vermehrt Kreditkarten kopiert werden, um im Anschluss missbräuchlich damit zu verfügen. Dies sei insbesondere in Ipanema und Copacabana der Fall, aber auch in Taxis komme es häufig zu Kreditkartenbetrug. Man solle bevorzugt mit Bargeld bezahlen.
3. Protzen Sie nicht!
Straßendiebe sind stets auf der Suche nach einfachen Zielen, und auffälliger Besitz macht Reisende zu genau solchen. Wer also offen wertvollen Schmuck, hochpreisige Accessoires, teure Smartphones, prall gefüllte Rucksäcke und Handtaschen zeigt, erregt in Rio de Janeiro unnötig Aufmerksamkeit. Die Cariocas selbst, wie die Einwohner genannt werden, sind auf der Straße meist bescheiden unterwegs. Und auch der Reisesicherheitsexperte Sven Leidel rät im Interview mit TRAVELBOOK: „Man sollte ein ‚Low Profile‘ praktizieren, d. h.: nur das wirklich Notwendigste bei sich führen.“
4. Sollten Sie überfallen werden, spielen Sie nicht den Helden
Das Risiko, überfallen zu werden, kann reduziert werden, wenn man sich umsichtig und besonnen verhält. Sollte es aber dennoch dazu kommen, dass jemand plötzlich vor Ihnen steht und Ihre Wertsachen verlangt, dann diskutieren oder wehren Sie sich nicht. Auch wenn die Situation vermeintlich harmlos erscheint, weil der Dieb keine Waffen vorzeigt, kann er sie dennoch mitführen. Unter den Brasilianern gilt die Regel: Bei einem Überfall reagiert man nicht und gibt alles her, was verlangt wird. Wer den Helden spielt, provoziert mitunter, dass die Lage eskaliert.
5. Seien Sie vorsichtig, aber lassen Sie sich nicht verrückt machen
In ganz Brasilien hat sich leider eine Art Teufelskreis gebildet. Einige TV-Sender berichten selbst über die kleinsten Delikte, weshalb die Kriminalität in der Wahrnehmung der Menschen überproportional präsent ist. Das wiederum führt dazu, dass überall Gefahren gesehen werden, was zu Vorurteilen gegenüber den Bewohnern von Armenvierteln und letztlich zu Konflikten führt. Schließlich will nicht jeder, der vermeintlich arm aussieht, gleich als Verbrecher verdächtigt werden. Seien Sie also vorsichtig, aber werden Sie nicht paranoid! Wer sich nicht wie ein naiver Tourist, sondern vernünftig verhält und auf sein Bauchgefühl hört, wird die Cariocas als herzliche und lebensfrohe Menschen kennenlernen und sich auch in Rio de Janeiro sicher fühlen.
6. Trinkgeld ist in der Rechnung bereits inbegriffen
Fast überall auf der Welt ist man es (hoffentlich!) gewohnt, in Restaurants und Cafés Trinkgeld zu geben. In Brasilien ist dieses aber bereits in der Rechnung enthalten. Die sogenannte „Taxa de serviço“ (z. Dt.: Servicegebühr) beträgt 10 Prozent und wird auch immer aufgeführt. Natürlich freuen sich die „Garçonetes“ und „Garçons“, wie die Kellnerinnen und Kellner genannt werden, wenn man ihnen noch etwas extra gibt – erwartet wird dies jedoch nicht. Auch in Taxis ist es unter Brasilianern eher unüblich, ein Trinkgeld zu geben. Im Hotel dagegen sollte man dem Personal zwischen 5 und 10 Real (umgerechnet zwischen etwa 1 bis 2 Euro, Stand: 16.2.2024) geben.
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7. Fahren Sie nicht mit dem Taxi zur Christusstatue
Der Cristo Redentor (z. Dt.: Christus, der Erlöser) ist eine der wichtigsten Attraktionen von Rio de Janeiro – und ein Muss bei einem Besuch der Metropole. Hoch oben auf dem Corcovado verspürt man die ganze Erhabenheit dieses Orts. Um die Christusstatue zu besuchen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Besonders aufdringlich sind allerorts Taxifahrer, die sie nach oben bringen möchte. Doch davon ist abzuraten! Das Taxi darf Sie gar nicht ganz nach oben bringen, zudem müssen Sie dann auch noch den Eintritt für das letzte Teilstück bezahlen, in dem auch die restliche Fahrt mit dem Kleinbus inbegriffen ist. Nehmen Sie stattdessen die Corcovado-Bergbahn oder den offiziellen Kleinbus. In den Preisen ist neben der Fahrt auch immer der Eintritt inbegriffen.
Die Bergbahn fährt ab Cosme Velho ab und kostet zwischen 97,50 Real (ca. 10 Euro) in der Nebensaison und 122,50 Real (ca. 23 Euro) in der Hauptsaison.
Der Kleinbus startet ab dem Centro de Visitantes Paineiras, Copacabana (Praça do Lido) oder dem Largo do Machado. Die Preise bewegen sich je nach Saison zwischen 56,50 und 81,50 Real (ca. 10 bis 15 Euro; ab Paineiras) sowie 98 und 126,50 Real (ca. 18 bis 24 Euro; ab Copacabana und Largo do Machado).
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8. Buchen Sie nicht unbedingt ein Hotel mit Frühstück
„Café da manhã“ (z. Dt.: Morgenkaffee) nennen die Brasilianer das Frühstück. Und in ordentlichen Hotels besteht es meist aus einem üppigen Büfett mit leckeren „Pão de queijo“ (Käsebällchen aus Maniokstärke), Kuchen, Käse, Obst, Fruchtsäften und vielen anderen Spezialitäten. Allerdings kann man auch getrost auf das Zubuchen des Frühstücks verzichten. Denn in Rio gibt es buchstäblich an jeder Ecke Saftbars, die neben frischen Obstsäften auch Fruchtsorbets wie Açaí (unbedingt mit Granola bestellen!) sowie zahlreiche andere Snacks verkaufen, und das sehr günstig. Ein typisches Frühstück der Cariocas sieht wie folgt aus: ein „Pão na chapa“, also ein auf der heißen Platte mit Butter geröstetes Brötchen oder eine Toastscheibe, dazu ein Kaffee und/oder frischer Saft.
9. Meiden Sie nach 22 Uhr ziellose Spaziergänge durch Rios Straßen
Angesichts der hohen Kriminalität ist es auf Rios Straßen nach 22 Uhr vielerorts beängstigend leer. Selbst an der hell beleuchteten Copacabana überkommt einen deshalb ein etwas mulmiges Gefühl. Die Angst, an jeder Ecke überfallen werden zu können, ist bei den Cariocas zurecht stark ausgeprägt. Wer es sich leisten kann, fährt deshalb mit dem Auto und Taxi direkt zu den Restaurants, Bars und Clubs – oder in die Ausgehviertel Lapa oder Santa Teresa. Nicht empfehlenswert ist es, sich nachts einfach durch die Gassen treiben zu lassen. Auch das Auswärtige Amt schreibt: „Verzichten Sie auf nächtliche Strandspaziergänge.“
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10. Nicht oben ohne am Strand!
Wer die Bilder der leicht bekleideten Samba-Queens beim Karneval in Rio sieht, wird oft zu dem Trugschluss verleitet, die Brasilianer seien grundsätzlich freizügig. Dabei ist gewissermaßen das Gegenteil der Fall. Artikel 233 des brasilianischen Strafgesetzbuches verbietet „obszöne Handlungen“ in der Öffentlichkeit, worunter bei Frauen auch oben ohne fällt. Schon so manche europäische Urlauberin musste sich auch auf Bitten der Polizei hin das vorher abgestreifte Bikini-Oberteil wieder anziehen. Zwar gibt es seit einigen Jahren Bemühungen, entsprechende Gesetze zu lockern, aber passiert ist bislang noch nichts.
11. Kaufen Sie keine Souvenirs, ohne zu handeln
Die Händler machen zuweilen nicht mal einen Hehl daraus, dass „Gringos“, womit vor allem Europäer und US-Amerikaner gemeint sind, mehr für ein Souvenir zahlen müssen als Brasilianer. Das heißt allerdings auch, dass Urlauber den Anfangspreis immer herunterhandeln sollten. Zum Teil sind 30 bis 50 Prozent Nachlass drin.
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12. Armenviertel sind keine Touristen-Attraktion!
Keiner will begafft werden, nur weil er in einem der zahlreichen Armenviertel wohnt, die sich in Rio häufig auf den „Morros“, den Felsen, befinden. Zwar werden schon länger Touren angeboten – früher sogar in gepanzerten Fahrzeugen –, doch letztlich sollte der Besuch der ärmeren Viertel wie der berühmten Rocinha nicht der reinen Sensationsgier dienen. Wer eine der wenigen als „befriedet“ geltenden Armenviertel, die politisch korrekt „Comunidades“ (nicht Favelas!) heißen, wirklich näher kennenlernen will, kann dort auch übernachten. In den vergangenen Jahren sind in den Vierteln viele Pousadas entstanden. Wichtig: Man sollte sich vorher gut über die aktuelle Sicherheitslage, die Unterkunft selbst und mögliche Anfahrtswege informieren. Das Auswärtige Amt empfiehlt, auf „den Besuch jeglicher Favelas von Rio de Janeiro, auch derjenigen im Bereich der Südzone und des Zentrums“, zu verzichten.
13. Keine Witze über das 1:7 gegen Deutschland
„Über Fußball, Religion und Politik diskutiert man nicht“, heißt es in Brasilien. Zwar liegt der Mineirazo, das 1:7 gegen Deutschland, nun schon etliche Jahre zurück, doch auch deshalb finden es einige Brasilianer nicht mehr ganz so lustig, wenn sie immer noch damit aufgezogen werden.
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14. Fahren Sie nicht zu spät zum Flughafen los
Bei einem Abflug vom internationalen Flughafen Galeão sollte man mit dem Taxi genug Zeit einplanen. Etwa 25 Kilometer lang ist die Strecke von Ipanema bis zum Flughafen, und die Fahrt kann zwischen 40 Minuten und, bei entsprechendem Verkehr, schon mal bis zu zwei Stunden dauern. Öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder Metro benötigen ebenfalls recht lang, zwischen 90 Minuten und zwei Stunden.
Lassen Sie sich nicht einen Sonnenuntergang am Arpoador entgehen!
„Am späten Nachmittag versammeln sich auf den Felsen von Arpoador zwischen den Stränden Copacabana und Ipanema regelmäßig Menschen, um den berühmtesten Sonnenuntergang der Stadt zu bestaunen. Das Spektakel endet dann auch mal mit einem Applaus der Anwesenden. Auch sonst lohnt sich der Arpoador für einen Besuch, etwa, um einen Drink zu nehmen oder den Surfern im Wasser beim Wellenreiten zuzuschauen. Übrigens: Hier wurde in Brasilien 1948 erstmals ein Bikini getragen – von der Deutschen Miriam Etz.“