1. Oktober 2024, 6:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eine Legende besagt, dass man nur nach Rom zurückkehrt, wenn man eine Münze in den berühmtesten Brunnen Italiens wirft. Weil das natürlich so gut wie jeder Urlauber möchte, der die Ewige Stadt einmal gesehen hat, landen jeden Tag Tausende Geldstücke unterschiedlichster Währungen im Trevi-Brunnen. Aber was passiert eigentlich mit all dem Geld? TRAVELBOOK kennt die Antwort.
Man nehme eine Münze in die rechte Hand, stelle sich mit dem Rücken zum Brunnen, schließe die Augen und werfe das Geldstück über die linke Schulter ins Wasser. Nur wer sich genau an diese Vorgehensweise hält, dem ist eine baldige Rückkehr nach Rom sicher. Wer noch eine zweite Münze in den Trevi-Brunnen wirft, darf noch dazu darauf hoffen, sich in einen Römer oder eine Römerin zu verlieben, und das dritte geworfene Geldstück bedeutet gar, dass man seine neue Bekanntschaft heiraten wird. TRAVELBOOK erklärt, wem das Geld aus dem Brunnen gehört und was damit passiert.
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Der romantische Brauch, dem sich kaum ein Rom-Tourist entziehen kann, geht zurück auf den US-Film „Drei Münzen im Brunnen“ aus dem Jahre 1954 von Regisseur Jean Negulesco. In diesem finden sich nach einigen Liebesverwirrungen und diversen geworfenen Münzen am Ende drei glückliche Paare in Rom. Viele werfen heute jedoch nur ein Geldstück in den Brunnen. Entweder, weil sie nur den ersten Teil der Legende kennen, oder weil die beiden anderen Verheißungen ihnen nicht unbedingt verlockend erscheinen.
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Bis zu 4000 Euro am Tag
Ob nur eine oder drei Münzen – Fakt ist, dass eine ganze Menge Geld im Trevi-Brunnen landet. Laut der italienischen Tageszeitung „Il Gazzettino“ ist allein im Jahr 2022 die bisherige Rekordsummer von 1,5 Millionen Euro zusammengekommen.
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Früher gehörte das Geld allen
Es gab eine Zeit, da gehörte das Geld aus dem Trevi-Brunnen allen. Im Prinzip konnte sich jeder so viele Münzen aus dem Becken nehmen, wie er wollte, was mit Sicherheit auch viele taten – sehr zum Missfallen der Stadt. Im Jahr 1997 etwa wurde eine 46-jährige Römerin festgenommen, weil sie umgerechnet etwa 18 Euro Kleingeld aus dem Brunnen gefischt hatte, nach eigenen Angaben, um „Bücher und Schreibzeug für meine Kinder zu kaufen“, wie die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ schreibt. Die Frau zeigte man an und verlangte von ihr, 1500 Euro Strafe zu zahlen. Doch die Richter sprachen sie frei und urteilten, bei den Münzen handele es sich um „herrenloses Gut“, an dem sich jeder vergreifen dürfe.
Über die Grenzen Roms hinaus bekannt wurde ein Römer namens Roberto Cercelletta, dem man schnell den Spitznamen „D’Artagnan“ verpasste. Cercelletta erwischte man mehrfach dabei, wie er im Brunnenbecken stand und sich die Taschen mit Münzen vollstopfte, einmal soll er gar 600 Euro bei sich gehabt haben. Mehrmals wurde D’Artagnan festgenommen, erhielt mehr als 500 Geldstrafen, die er jedoch nie bezahlte. Im Jahr 2002 schaffte es der uneinsichtige Kleptomane gar auf Seite eins der „New York Times“, wie die Zeitung „Il Messaggero“ berichtet.
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Heute bewachen Polizisten den Brunnen
Der Brunnen wird inzwischen Tag und Nacht von Polizisten bewacht. In regelmäßigen Abständen rückt ein Team an, um all das Geld aus dem Brunnen zu holen. Dazu pumpt man in den frühen Morgenstunden das Wasser ab, kehrt die Münzen zusammen, verteilt diese auf weiße Säcke und transportiert sie ab.
Doch immer noch versuchen Menschen, sich an dem vielen Geld zu bereichern. So hatte man einmal einen 21-Jährigen festgenommen, der über die Baustellen-Absperrung des Brunnens geklettert war und diverse Münzen entwendet hatte. Weil an dem berühmten Bauwerk immer Polizisten zur Stelle sind, konnte man den Dieb schnell dingfest machen. Dieser hatte 90 Euro Kleingeld in den Taschen, wie unter anderem Ntv berichtete.
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Wem gehört das Geld aus dem Trevi-Brunnen?
Wirklich ausrichten konnte die Stadt nichts gegen den Münz-Klau aus dem Trevi-Brunnen. 2006 schließlich erließ sie der „La Repubblica“ zufolge einen Beschluss, wonach alles Geld Eigentum der Stadt wird, sobald es im Becken gelandet ist. Gleichzeitig traf man eine Übereinkunft, dass die gesamte Summe an die römische Caritas fließt, damit diese davon wohltätige Projekte finanzieren kann. Eingesammelt wurden die Münzen seitdem durch ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas.
Ende 2018 jedoch wurde die Caritas laut verschiedenen Medienberichten zufolge von der Stadt darüber informiert, dass man ihr das Geld aus dem Trevi-Brunnen nicht weiter überlassen und es stattdessen für eigene Projekte verwenden werde. Der Aufschrei in der Bevölkerung angesichts dieser Pläne war so groß, dass Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi wieder zurückruderte. Sie verkündete, laut einem Bericht von „Catholic News Service“, dass niemand je vorgehabt habe, der Caritas die Mittel aus dem Brunnen zu entziehen.
Allerdings werde man das Einsammeln der Münzen künftig nicht mehr der Caritas überlassen, sondern damit die Azienda Comunale Energia e Ambiente (Acea) beauftragen, die städtische Energie- und Umweltbehörde. Diese sollen das Geld anschließend auch zählen, um mehr „Ordnung und Transparenz“ in den Prozess zu bringen. Die Bürgermeisterin kündigte außerdem an, dass auch das Geld aus anderen römischen Brunnen künftig an die Caritas fließen soll.