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Unterschätzte Ruhrpott-Metropole

3 Locals zeigen ihre Tipps für Dortmund

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TRAVELBOOK Redaktion

19. Mai 2016, 13:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ein Kurzurlaub in Dortmund – lohnt sich das? Ja, denn die Stadt ist weitaus besser als ihr Ruf. Drei Locals zeigen ihr Dortmund – und verraten, was sie an der Ruhrpott-Metropole lieben.

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Wenn Annette Kritzler durch die Dortmunder Nordstadt geht, muss sie Zeit einplanen. Hier kennt sie fast jeder: Kritzler ist die gute Seele des Quartiers. Sie kämpft für ein besseres Image – denn leider ist der Ruf des Bezirks über die Grenzen der Stadt hinaus ziemlich negativ.

Früher hieß es: Kohle, Stahl und Bier. Heute: Drogen, Banden, Prostitution. Wer nicht aus Dortmund kommt, scheut das Arbeiterviertel und verpasst laut Kritzler etwas. „Die Nordstadt ist das größte Gründerzeitquartier in NRW“, sagt sie. Kritzler wohnt hier schon seit Ende der 80er-Jahre und hat sich verliebt: „Die Kunst- und Kulturszene ist fantastisch. Die Nordstadt hat einfach ein besonderes Flair. So wie damals das alte Kreuzberg in Berlin.“ Und dieses Flair zeigt sie Besuchern auf Stadtführungen.

»Der Borsigplatz ist ein Muss für jeden BVB-Fan

Am Borsigplatz fahren in der Mitte Autos im Kreis, die Straßenbahn kreuzt, und Menschen drängen sich auf dem Fußgängerweg. Die einen stehen an der Haltestelle, die anderen warten auf ihren Döner am Borsig Grill.

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Der Borsig Grill. Foto: Nora Wanzke

„Der Borsigplatz ist natürlich ein Muss für jeden BVB-Fan“, sagt Annette Kritzler. Hier werden die Meisterschaften mit Tausenden von Fans gefeiert, und der Platz wird immer wieder im Stadion besungen. Nicht ohne Grund: Ein paar Meter weiter an der Oesterholzstraße ist der Imbiss Pommes Rot Weiß zu finden. Genau dort wurde der BVB 1909 gegründet. Damals hieß die Gaststätte noch Zum Wildschütz.

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Der Borsigplatz ist gesäumt von alten Gründerzeithäusern. Eines sticht besonders heraus: das Concordia-Haus.

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Das Concordia-Haus ist ein echter Prachtbau am Borsigplatz. Foto: Nora Wanzke

Hier wurde früher im Lokal zum Tanz gebeten, heute finden dort verschiedene Künstler und Selbstständige ein Zuhause. In einem Laden mit selbstgemachten Produkten bearbeitet Wolfgang Dämmig einen Baumstamm. Was daraus später wird, weiß er noch nicht genau, aber ein paar Skizzen hat er schon angefertigt.

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Annette Kritzler krennt sie alle: Wolfgang Dämmig (l.) arbeitet im Concordia-Haus am Borsigplatz. Foto: Nora Wanzke

Probleme der Nordstadt sind nicht zu leugnen

Auch so ist die Nordstadt – voller kreativer Ideen. Natürlich sind die Probleme des Viertels nicht zu leugnen. „Die Schere zwischen Arm und Reich geht hier mit den Jahren immer stärker auseinander“, sagt Kritzler. „Aber wir haben auch einen verstärkten Zuzug von Studenten. Die Nordstadt verändert sich, wir müssen nur Geduld haben.“

Ein paar Meter weiter am Hafen des Dortmund-Ems-Kanals steht Nico Hornig. Mit der Sonnenbrille auf der Nase schaut er in die Ferne. Ein kleines Boot tuckert vorbei, etwas weiter werden die Container verladen. „Ganz ehrlich, mir war lange Zeit nicht bewusst, dass Dortmund einen Hafen hat“, sagt er.

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Nico Hornig spaziert durch den Westpark. Foto: Nora Wanzke

„Ich mag das Leben hier“

Eigentlich kommt Hornig aus Bielefeld und ist für das Studium in den Ruhrpott gezogen. Die Resonanz seines Umfelds war eher negativ. „Damit wird der Stadt so unrecht getan. Ich mag das Leben hier. Die Menschen sind so bodenständig, und man merkt, wie sehr sich einige Teile der Stadt zu einer Szene entwickeln.“ Besonders hier im Hafenviertel ist zu spüren, wie Neues auf alte Industrie trifft.

Neben den Containern gibt es eine Bar mit Blick aufs Wasser, etwas weiter das Eventschiff „Herr Walter“, inklusive angeschüttetem Strand. „Hier kann man natürlich im Sommer gut feiern“, sagt Hornig, der gerne zu Fuß vom Hafen ins Kreuzviertel nach Hause läuft.

In dem Viertel wohnen vor allem junge Familien und viele Studenten, was auch an der kurzen Entfernung zur Uni liegt. Hornig schlendert voraus. Die Sonne scheint, und das Viertel erwacht gerade. Fast an jeder Ecke ist ein Café oder eine Kneipe zu finden. Man sitzt draußen und trinkt Kaffee oder Weißwein.

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Überall wird gegrillt, Boule gespielt,Tango getanzt

Wenn die Tage wärmer werden, beginnt für Hornig wieder die Parkzeit. Gleich um die Ecke ist der Westpark. „Sobald die Sonne raus kommt, ist der Park von Studenten überschwemmt. Überall wird gegrillt, die alten Herren spielen Boule und manchmal wird hier in der Mitte Tango getanzt“, erzählt er.

Auch Carsten Helmich ist oft in den Parks unterwegs. Manchmal legt er hier sogar auf – beim DJ-Picknick im Sommer. „Die Idee dahinter ist, Dortmunder in die verschiedenen Parks zu locken. Meistens bleibt man ja doch in dem Park in seinem Viertel.“

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Carsten Helmich ist DJ und trägt seinen Teil dazu bei, dass Dortmund aufblüht. Foto: Nora Wanzke

Helmich ist in Dortmund aufgewachsen, zum Studium weggezogen und kam dann wieder. Er war einer der ersten House-DJs in Dortmund. Heute organisiert Helmich jährlich das Juicy Beats Festival im Westfalenpark rund um den Florian, den Fernsehturm.

Rombergpark – der schönste Park Dortmunds

Für Helmich liegt der schönste Park aber noch weiter südlich: der Rombergpark. „Dieser Park hat einen alten Baumbestand und Pflanzen aus aller Welt.“ Helmich läuft mit schnellem Schritt, an Kirschbäumen und gerade blühenden Magnolien vorbei. „Wer sagt, Dortmund sei nicht grün, der war noch nicht richtig hier.“

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Der Rombergpark ist eine der grünen Oasen der Ruhrpottstadt. Foto: Nora Wanzke

Oft fährt der DJ mit dem Fahrrad durch den Dortmunder Süden. Eine alte Trasse, auf der früher der Stahl zwischen den Hoesch-Werken transportiert wurde, ist nun zu einem Weg für Radfahrer und Fußgänger umfunktioniert worden. Vom Rombergpark geht es am Westfalenpark vorbei, mit Blick auf den Florian und aufs Stadion…

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Der Signal Iduna Park hieß lange Westfalenstadion, für viele BVB-Fans ist das der eigentlich gültige Name. Foto: Getty Images

Ein paar Meter weiter beginnt das Industriegelände Phoenix-West. Hier steht noch ein Hoesch-Hochofen mit Gasometer, Zeitzeuge der Dortmunder Geschichte.

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Blick auf das alte Industriegelände Phoenix-West. Foto: Nora Wanzke
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Die Stadt wandelt sich

„Klar, das Ruhrgebiet hatte es schwer“, sagt Helmich, „aber es findet ein Strukturwandel statt.“ Eines der besten Beispiele dafür ist der Phoenix-See in Hörde. Wo früher das Stahlwerk Phoenix-Ost stand, fahren heute Boote, Menschen flanieren an der Promenade entlang, moderne Villen säumen das Ufer.

Dieser Ort erinnert an High Society, die sonst schwer in der Stadt zu finden ist. Helmich erklärt: „Das ist zwar nicht mein Lieblingsplatz, aber man muss einfach mal sehen, was aus Alten entstehen kann.“

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