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Kein Witz!

Dieser Schweizer reiste mit einem Einkaufswagen durch Australien

Christian reist mit Einkaufswagen durch Australien
Kein Kinderspiel: Auf Christians Reise gab es auch Hindernisse Foto: Christian Zimmermann
Louisa Wittek Freie Autorin

6. September 2017, 16:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Vor 17 Jahren war Christian zum letzten Mal in Australien – und so beschloss er, sich wieder dem Land down under zu widmen. Doch da er Australien bereits zweimal mit dem Auto und einmal mit dem Fahrrad durchfuhr, musste eine neue Art des Reisens her und so entschloss sich der Schweizer kurzerhand, zu Fuß durch Australien zu reisen. Nur wo sollte das Gepäck hin? In einen Einkaufswagen natürlich! Christian verrät TRAVELBOOK, wie es dazu kam und erzählt von den schönsten Momenten seines absurd-schönen Abenteuers.

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Christian Zimmermann kommt aus Bern, ist 49 Jahre alt und hat in 105 Tagen beeindruckende 3059 Kilometer zu Fuß durchs australische Outback zurückgelegt. Dabei war er nicht allein, stets an seiner Seite: Mrs. Molly. Und Mrs. Molly ist keine normale Begleiterin. Anstelle von zwei Beinen bewegt sie sich auf vier Rollen, denn Mrs. Molly ist ein Einkaufswagen. Christian schrieb ein Buch über sein Abenteuer und erzählt TRAVELBOOK, wie er mit Mrs. Molly das Outback durchquerte.

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Christian reist mit Einkaufswagen durch Australien
Lagerfeuerromantik unter dem Nachthimmel Australiens Foto: Christian Zimmermann Foto: Christian Zimmermann

Obwohl er Landschaftsgärtner gelernt hat, arbeitet Christian schon seit 25 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Andreas als selbstständiger Reisefotograf. Was er am Reisen so liebe? „Vor allem die Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen ist enorm spannend und bereichernd!“, erklärt Christian TRAVELBOOK. Und als reisebegeisterter Mensch, der immer wieder auf der Suche nach neue Abenteuern und Herausforderungen ist, fragte Christian sich irgendwann, wie er seine nächste Reise zu einem neuen Erlebnis machen konnte:

Christian reist mit Einkaufswagen durch Australien
Christian machte eine Reise, wie sie vor ihm bestimmt noch keiner gemacht hat Foto: Christian Zimmermann Foto: Getty Images

Genau genommen brachte sein Bruder ihn auf die Idee: „Nimm doch einen Einkaufswagen, da hast du genügend Stauraum und den kannst du überall für einen Dollar mieten!“ riet er Christian. Da sich Christians Begleiterin „Mrs. Molly the shopping trolley“ nicht gerade als offroad-tauglich entpuppte, ist er von Darwin aus den Stuart Highway entlang über Alice Springs bis hin nach Adelaide gelaufen. Quasi einmal längst durch Australien.

Von offenen Mündern und dem Trolley Man

Wie die Menschen auf Christians verrücktes Vorgehen reagiert haben? „Viele Autofahrer sind mit offenen Mündern und fotografierend an mir vorbeigefahren. Immer wieder haben aber auch Reisende auf einen Schwatz angehalten. Die wollten natürlich wissen, wie man auf so eine verrückte Idee kommt. Sie konnten einfach nicht glauben, was sie da mitten im Outback angetroffen haben! So wurde ich nach kurzer Zeit als der ‚Trolley Man‘ bekannt“, berichtet Christian von seinem Abenteuer. Dabei hat auch Mrs. Molly Erstaunliches geleistet und die gesamte Distanz von 3059 Kilometern ohne Weiteres gemeistert.

Christian reist mit Einkaufswagen durch Australien
So lässt es sich leben: Das Nachtquarier von Christian und Mrs. Molly Foto: Christian Zimmermann

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Am besten gefallen haben Christian die Felsformation der Devils Marbles im Northern Territory. „Für den weißen Mann sind sie die Murmeln des Teufels. Für die Anangu Aborigines sind es aber die Eier der Rainbow Serpent, der heiligen Regenbogenschlange. Für mich persönlich sind die Devils Marbles einfach einer der mystischen und schönsten Plätze in ganz Australien!“, erläutert Christian. Orte, die ihm überhaupt nicht gefallen haben, gebe es hingegen nicht. Nur die Vielzahl an Fliegen raubten ihm manchmal den letzten Nerv. „Glücklicherweise konnte ich in solchen Fällen mein Fliegennetz über Hut und Kopf streifen!“

Christian reist mit Einkaufswagen, Teufelslugeln
Christians liebster Ort: Die Devil Marbles Foto: Christian Zimmermann

Von absurden und schönen Momenten

Wie so häufig sind die schönsten Erlebnisse die, die man teilt, weshalb Christian auf die Frage, was er bei seinem Abenteuer am schönsten fand, folgendes sagt: „Grundsätzlich all die lieben und hilfsbereiten Menschen, die ich auf meinen 105 Marschtagen getroffen habe!“ Aber auch seine Ankunft in Adelaide behielt der Deutsche in guter Erinnerung: „Die Besitzer des Geschäftes, in dem ich meinen Einkaufswagen besorgt hatte, waren von meiner verrückten Idee so begeistert, dass sie mir diesen geschenkt haben! Knappe vier Monate später habe ich die Sponsoren meines Einkaufswagens wieder in Adelaide getroffen – der Kreis hat sich geschlossen!“

Doch so ein langes Abenteuer wäre kein Abenteuer ohne ein paar abstruse Momente: Sein verrücktestes Erlebnis hatte Christian mitten im Outback, als ein fremder Mann neben ihm anhielt. Begeistert von Christians Idee begann er ihn wie einen Star zu behandeln und sogar als Ambassador, also als Botschafter, aller Obdachlosen zu bezeichnen. Am Anfang noch amüsiert vom Geschehen wurde Christian der fremde Mann etwas lästig, als er anfing, ihn mit Bibelsprüchen bekehren zu wollen. Als der junge Fremde dann auch noch die Nacht bei Christian verbringen wollte, um ihm in aller Ruhe die Sicht seiner Welt näher bringen zu können, wurde es Christian dann genug: „Ich musste ihm dann ‚leider‘ sagen, dass der Ambassador seine nächtliche Ruhe braucht und alleine übernachten muss!“

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Von giftigen Pulvern und der größten Mörderin Australiens

Eine ungemütliche Begegnung hatte Christian auch: Mitten in Australien erzählte ein alter, aufgedunsener Mann dem Reisenden mit dem Einkaufswagen von seinem Leben und davon, dass seine eigene Frau wohl die größte Mörderin Australiens gewesen sein soll. Sogar ihn, ihren eigenen Mann, habe sie versucht mit einem tödlichen Pulver zu vergiften. Der Alte überlebte den mutmaßlichen Mordversuch. Fertig mit den Erzählungen drückte er Christian hundert Seiten seiner Memoiren in die Hand und bat ihn darum, ihm per Mail Rückmeldung zu geben. Der Fremde verabschiedete sich und jeder ging seines Weges. Als Christian einige Schritte gelaufen war, merkte er plötzlich, dass im ganz schwindelig wurde und dass er Schweißausbrüche bekam. Was wenn nicht seine Frau, sondern er der Verbrecher war, schoss es ihm durch den Kopf. Die Memoiren konnten mit dem giftigen Pulver versehen gewesen sein. „Zum Glück hatte mir nur meine wilde Fantasie einen Streich gespielt und nach dem Abendessen ging es mir wieder prächtig. Ich habe aber noch die halbe Nacht im Manuskript des unheimlichen Mannes gelesen“, erzählt Christian.

Christian reist mit Einkaufswagen durch Australien
Ein Sternenhimmel, wie man ihn nur im Outback erleben kann Foto: Christian Zimmermann

Was mit seiner treuen Mrs. Molly passiert ist, als sein Abenteuer in Australien beendet war? „Ich konnte natürlich ‚Mrs. Molly the shopping trolley‘ nicht in Australien zurücklassen. So habe ich sie in Adelaide eingeschifft. Über Hongkong und Hamburg ist sie dann Monate später in der Schweiz eingetroffen. Nun wartet sie ungeduldig in meiner Garage auf unser nächstes gemeinsames Abenteuer.“ Wie schön!

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Wer mehr von Christians Abenteuer erfahren will, kann in seinem Buch „TransAustralia: 3059 Kilometer zu Fuß mit dem Einkaufswagen durch DownUnder“ die ganze Geschichte und all ihre schönen und absurden Einzelheiten nachlesen. Wer sein Abenteuer lieber erzählt bekommt, kann sich auf der Live Reportage, die im November startet, von Christians Abenteuer unterhalten lassen. Den Trailer dazu gibt es schon jetzt:

Themen Australien
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