21. Dezember 2017, 18:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Pazifischen Ozean in Japan, nicht weit von der Hauptstadt Tokio entfernt, liegt die kleine Insel Miyake-jima. Sie gilt als Naturparadies, und Taucher schätzen die bunte Unterwasserwelt mit Korallenriffen und seltenen Meerestieren. Doch wer Miyake-jima besuchen möchte, sollte eines unbedingt dabei haben: eine Gasmaske. Auch die Inselbewohner müssen ständig eine Atemschutzmaske bei sich tragen. Warum das so ist.
Friedlich liegt Miyake-jima da. Üppiges Grün bedeckt die kleine Insel; an ihrer Küste erstrecken sich einige hübsche Buchten mit Sandstränden sowie mehrere kleine Ortschaften. Lediglich die dünne Rauchwolke, die über der höchsten Erhebung steht, deutet auf die unsichtbare Gefahr hin, die hier permanent lauert. Der letzte Vulkanausbruch ist zwar schon 17 Jahre her – aber der hatte es in sich und wirkt bis heute nach. Das Leben der Inselbewohner hat sich seither drastisch verändert.
Das Unheil nahm am 27. Juni 2000 seinen Lauf. Zu diesem Zeitpunkt lebten fast 4000 Menschen auf der nur elf Kilometer langen und acht Kilometern breiten Insel, die laut der „Japan Times“ ab diesem Tag über Wochen von einer Reihe von submarinen Eruptionen und Erdbeben erschüttert wurde, welche schließlich in einen massiven Vulkanausbruch mündeten. Eine zehn Kilometer hohe Rauchsäule stand damals über Miyake-jima, Asche und kleine Gesteinsfragmente wurden ausgestoßen. Die Erde bebte, Magma drang nach oben und brachte schließlich die Decke über der Magmakammer zum Einsturz. Es bildete sich ein neuer Krater, 1,6 Kilometer breit und 450 Meter tief.
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Keiner durfte bleiben
Ende August 2000 entschied die Regierung, alle 3855 Einwohner von Miyake-jima evakuieren zu lassen und nach Tokio umzusiedeln. Man befürchtete zunächst, die Ascheablagerungen des Vulkans könnten sich bei Regen in tödliche Schlammlawinen verwandeln. Weitaus gefährlicher waren jedoch die enormen Mengen an Schwefeldioxid (SO2), die der Vulkan ausstieß. Bis zu 50.000 Tonnen des giftigen Gases gelangten dem Japanischen Meteorologischen Institut zufolge in die Luft – pro Tag. An eine schnelle Rückkehr der Menschen nach Miyake-jima war nicht zu denken.
In den folgenden Jahren ging die Konzentration von SO2 nach und nach zurück. Obwohl der Vulkan Ende 2004 noch immer bis zu 5000 Tonnen pro Tag ausstieß, erlaubte man den Einwohnern im Februar 2005, auf ihre Insel zurückzukehren. Verstörende Fotos aus dieser Zeit kursieren im Netz: Sie zeigen Menschen mit Gasmasken, angeblich auf der Insel, unter anderem ein Hochzeitspaar mit Gästen. Die Bilder wirken wie Szenen aus einem Horrorfilm, aber angesichts der Kleidung und der Fahrzeuge darauf darf bezweifelt werden, ob sie wirklich aus dem Jahr 2005, geschweige denn von Miyake-jima stammen.
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Gasmasken sind Pflicht
Tatsache ist: Seit ihrer Rückkehr müssen die Inselbewohner ständig eine Atemschutzmaske bei sich tragen. Die SO2-Konzentration wird ständig überwacht, und sollte sie zu stark ansteigen, schlägt ein Alarmsystem an und warnt die Einwohner über Lautsprecher. Auch Touristen dürfen seit 2005 wieder auf die Insel. In den Sicherheitshinweisen auf der offiziellen Website von Miyake-jima ist zu lesen: „Jeder Person, die die Insel betritt, wird dringend geraten, während ihres Aufenthaltshalts eine Gasmaske bei sich zu tragen.“ Die Masken könnten am Fährterminal in Tokio, von wo aus die Schiffe nach Miyake-jima ablegen, erworben werden, sowie auf der Insel selbst.
Jenny Bergold, die als Tourismusbeauftragte für Tokio arbeitet, erklärte auf Nachfrage von TRAVELBOOK, dass es keine generelle Gasmaskenpflicht für Touristen gebe. Diese herrsche nur in den höher gelegenen Ebenen des Vulkans und beziehe sich nur auf die Gebiete, die ohnehin nicht von Touristen betreten werden dürften. „Trotzdem würde ich Ihnen raten, vorher im Informationszentrum – direkt unten am Hafen – noch mal nachzufragen.“ Auch wetterbedingt und aus anderen Sicherheitsgründen könne es sein, dass bestimmte Areale der Insel nicht besucht werden dürften.
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Der Vulkan ruht nicht
Nach 2005 kam es im Bereich des Kraters noch mehrfach zu kleineren Eruptionen, wie das Japanische Meteorologische Institut berichtet. Messungen zufolge würden noch heute am Fuß der Vulkans häufiger extrem hohe SO2-Werte nachgewiesen. Einige Bereiche auf Miyake-jima sind wegen zu hoher SO2-Konzentrationen sogar komplettes Sperrgebiet. Eine spezielle Karte zeigt Bewohnern und Besuchern, welche das sind, und was die verschiedenen Alarmstufen bedeuten (auf Japanisch).
Wer den Trip nach Miyake-jima trotz der unterschwelligen Gefahr wagt, den erwartet ein wahres Outdoor-Paradies mit seltenen Vogelarten, heißen Quellen, in denen man baden kann und schönen Wanderwegen. Zudem bietet sich Tauchern vor der Insel eine beeindruckende Unterwasserwelt, und sogar mit Delfinen schwimmen kann man hier. Informationen zu den Highlights der Insel finden Sie hier.