21. August 2017, 13:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Deutsche reisen jedes Jahr nach Kroatien – so auch unsere Gast-Autorin und BILD-Redakteurin Anne Holstein. Sie schnappte sich ihre Freundin Caro, zusammen mieteten sie sich ein Auto und cruisten für ein paar Tage durch das wunderschöne Land an der Adria. Bei TRAVELBOOK berichtet Anne von den gemeinsamen Abenteuern.
Von Anne Holstein
Nach unseren Erlebnissen in Split brechen Caro und ich am nächsten Tag gemütlich Richtung Plitvicer Seen auf.
Für alle Winnetou-Fans wie mich: Hier wurde unter anderem „Der Schatz im Silbersee“ gedreht. Man könnte also sagen, dass wir in unserem Kurzurlaub nicht nur Sonne, Kultur und Natur gesucht haben, sondern auch noch ein bisschen auf den Spuren deutscher Filmgeschichte unterwegs waren. Höhö.
Herausforderung in den Bergen
Die Fahrt dorthin fängt eigentlich ganz nett an. Kaum Autos, dafür Sonne und bergige Landschaft. Es geht durch verlassene Dörfer und an Kühe und Ziegen hütenden Omis vorbei. Wobei es für mich im ersten Teil tatsächlich ein kleines Problem gibt: Kroatien besteht ja wirklich nur aus Bergen. Und wenn man so einen diva-ähnlichen Magen besitzt wie ich, ist so manche Kurve niiiicht sehr förderlich für das Verdauungsorgan. Hui, war mir kurzzeitig schlecht. Urks. Dicke Probs allerdings an meine Fahrerin: Haste unter den Umständen super gemacht. Schuld war vielleicht auch ein bisschen unser ambitionierter Plan, ohne Autobahn (weil Maut) von A nach B zu kommen.
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Nun. Für 150 Kilometer braucht man da durchaus schon mal dreieinhalb Stunden. Das sollte man also mental einplanen, wenn man Geld sparen möchte. Irgendwann sind wir dann aber doch in unserer Unterkunft in Grabovac (das liegt fünf Fahrminuten vom Nationalpark entfernt), gönnen uns noch beim Licht unserer Handys (weil inzwischen Nacht und keine Beleuchtung auf der kleinen Terrasse) Abendbrot und Bier und dann ab ins Bett. Schließlich wollen wir morgens um acht schon den Park erkunden.
Joah, um halb neun stehen wir dann frisch gewaschen und wohlduftend auch in der Schlange an der Kasse. Zeitig aufstehen ist echt nicht so meins. Räusper. Immerhin habe ich Kaffee dabei. Der Nationalpark ist genau wie Split Unesco Kulturerbe und ich muss sagen: Zum Glück. Sonst würde er vermutlich nicht mehr so schön aussehen wie jetzt.
Hier hat die Natur das Sagen
Man darf nämlich nicht: Baden, Füße waschen, Hunde von der Leine lassen, Blumen anfassen, die Wege verlassen, Und noch so einiges mehr. Klingt nervig, ist es aber eigentlich gar nicht. So wird wenigstens dafür gesorgt, dass nicht irgendwelche Selfie-Idioten für das perfekte Ich-Foto die ganze Natur zerstören. Die Eintrittskarte (etwa 24 Euro pro Nase) ist gleichzeitig auch die Wanderkarte (auf so was steh ich ja ein bisschen). Wobei die Wege alle perfekt ausgeschildert sind und verlaufen selbst für absolute Orientierungshonks eigentlich unmöglich ist.
Man kann sich aussuchen, welche Tour man machen möchte. Es gibt alles zwischen etwa einer Stunde bis hin zu sechs bis acht Stunden. Ratet mal, was wir uns getraut haben? Genau. Die sechs bis acht Stunden Tour. #challengeaccepted
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Und es war so worth it. Der erste Teil der Strecke ist noch für alle Tourgänger gleich – weswegen man sich auch schon morgens um halb neun ein bisschen dezent mit den ganzen Japanern, Spaniern, Italienern und anderen Touristen im Weg (und im Foto) herumsteht. Nach etwa 40 Minuten trennt sich dann aber die Spreu vom Weizen, weil die Fußfaulen ab da mit einem Kahn über den ersten See geschippert werden. Danach sind Caro und ich 90 Prozent der Zeit komplett alleine.
Und können ungehemmt unsere „Alter, das KANN nicht echt sein. Guck dir mal bitte die Farbe des Wassers an“ und „Hallo, wie krass ist denn dieser Wasserfall??“ loswerden. Ich habe wirklich, wirklich noch nie so eine schöne Natur gesehen. Kein Wunder, dass Winnetou hier auf Schatzsuche gegangen ist.
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Der Problem-Kaffee
Einen kleinen Nachteil hatte das ganze Wasser aber doch: Erinnert ihr euch noch an meinen Kaffee? Nun ja. Der wollte nach einiger Zeit doch ganz gerne „weggebracht“ werden.
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Nicht. So. Einfach. Irgendwo im Nirgendwo. Es gibt nämlich insgesamt nur drei Rastplätze mit Toiletten. Also sollte jeder, der nicht in Besitz einer Stahlblase ist, seinen Kaffeekonsum vielleicht für den Tag etwas einschränken. Lernt aus meinen Fehlern. Für unsere Tour haben wir inklusive Picknick direkt an einem Wasserfall gemütliche sechseinhalb Stunden gebraucht.
Ich empfehle definitiv festes Schuhwerk (das Video, auf dem Caro beim Überqueren eines matschigen Tümpels vom Baumstamm abrutscht und mittendrin landet, ist leider unter Verschluss), ausreichend Verpflegung und bei gutem Wetter Sonnencreme. Die teure Gucci-Tasche hat hier natürlich auch nichts verloren, aber ich denke, das versteht sich von selbst. Die Seen sind auf jeden Fall ein absolutes Muss für alle Kroatien-Fans.
Nachdem wir uns den ganzen Tag in der Natur ausgetobt haben, geht es wieder zurück zu unserem fahrbaren Untersatz und auf nach Rab. Insel der Entspannung und nächstes Ziel unserer Träume. Im nächsten Teil lest ihr, warum wir kurzzeitig erwägen, auf der Straße zu schlafen und wieso der sogenannte Paradiesstrand echt zum Abgewöhnen ist.