16. Juni 2020, 16:14 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Es gehört zum guten Ton, die Angestellten eines Hotels für besondere Leistungen mit einem Trinkgeld zu belohnen. Doch bei vielen Hotelgästen herrscht Unsicherheit, wie viel man für Room Service oder die Reinigung des Zimmers geben sollte. TRAVELBOOK sagt, was hat einen Trinkgeld-Knigge für verschiedene Urlaubsländer zusammengestellt.
Wenn es um das Thema Trinkgeld geht, zweifeln viele Hotelgäste noch, was als angemessen gilt. Muss ich dem Zimmermädchen jedes Mal etwas da lassen, oder erst am Ende meines Urlaubs? Und wie viel? Gibt man zu viel, könnte es protzig wirken. Ist man zu knauserig, steht man womöglich als Geizhals da. Noch dazu sind die Trinkgeld-Gepflogenheiten von Land zu Land verschieden.
Nette Geste, aber keine Pflicht
Pauschal lässt sich weder für Deutschland noch für andere Länder eine grundsätzliche Empfehlung aussprechen, wie viel Trinkgeld angemessen ist, zumal es natürlich auch von der Dauer des Aufenthalts abhängt.
Knigge-Expertin Carolin Lüdemann weist jedoch darauf hin, dass man Putzkräften im Hotel etwas geben sollte. Im Gegensatz zu Pagen und Restaurantmitarbeitern würden diese häufig nicht berücksichtigt. „Es ist bequem, das zu vergessen und weniger unangenehm“, sagt Lüdemann. „Doch es ist richtig, auch für das Reinigungspersonal ein Trinkgeld zu hinterlassen.“ Generell gilt: „Ein wenig zu geben ist besser, als gar nichts zu geben.“
Das Trinkgeld legt der Gast vor der Abreise am besten auf das Kopfkissen, rät Lüdemann. Dann sei klar, dass das Geld ausdrücklich für das Personal bestimmt sei und nicht bloß vergessen wurde.
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Keine Verpflichtung, Trinkgeld zu geben
Natürlich ist man nicht verpflichtet, überhaupt etwas zu geben, schon gar nicht, wenn man mit dem Service unzufrieden ist. Wer aber zufrieden ist, sollte seine Anerkennung durch ein paar Münzen (möglichst nicht nur „Kupfergeld“) oder einen kleinen Schein durchaus zum Ausdruck bringen. Viele Servicekräfte verdienen extrem wenig und sind auf das Trinkgeld als Zuverdienst angewiesen.
Fast von selbst versteht sich, dass das Trinkgeld in Luxushotels höher ausfällt als in Hotels der Mittelklasse oder in Pensionen. In gehobenen Häusern erwarten außerdem der Portier und der Kofferträger einen Obolus – üblich sind etwa 1 Euro oder 1 US-Dollar pro Gepäckstück. In Ländern, in denen im Vergleich alles günstiger ist, gibt man entsprechend weniger. In manchen Ländern sollte man sogar am besten gar kein Trinkgeld geben, weil das Servicepersonal dies als Beleidigung auffassen könnte. Dazu später mehr.
Der richtige Zeitpunkt
Es kommt immer auch darauf an, wie viele Tage Sie in einem Hotel verbringen. Sind Sie auf Kurztrip und bleiben nur ein oder zwei Nächte, sollten Sie dem Zimmermädchen eher am Ende des Aufenthalts etwas da lassen. Bleibt man länger, kann man durchaus auch mal zwischendurch etwas Kleingeld geben. Sind Sie mit der Leistung gar nicht zufrieden, sollten Sie dies besser gleich am Anfang Ihres Urlaubs sagen, anstatt die ganze Zeit missmutig abzuwarten, nur um am Ende dann als Ausdruck der Empörung keinen Cent Trinkgeld dazulassen.
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Wie viel Trinkgeld in welchen Urlaubsländern üblich ist
Deutschland: Hierzulande gehört das Trinkgeld für die Reinigung des Zimmers oder den Room Service prinzipiell zum guten Ton. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wollte auf TRAVELBOOK-Nachfrage jedoch keine generelle Empfehlung zur Höhe des Trinkgeld in deutschen Hotels abgeben. Es solle jedem Gast selbst überlassen bleiben, ob und wie er den Service honoriere, erklärte ein Sprecher.
Knigge-Expertin Lüdemann sagt jedoch, bei nur einer Nacht sei es in Ordnung, wenn man fünf Euro für die Putzkraft da lasse. Wer 14 Nächte bleibt, müsse aber nicht 14 Mal fünf Euro hinterlegen. In diesem Fall könnten Urlauber mit etwa zwei Euro pro Nacht kalkulieren.
Spanien: „Propina“, wie das Trinkgeld auf Spanisch heißt, wird von Zimmermädchen und vom Room Service gerne angenommen. Üblich sind etwa 1 Euro pro Tag bzw. 1 Euro pro Bestellung aufs Zimmer.
Ägypten: Zimmermädchen, Gepäckträger und andere Dienstleister freuen sich über ein kleines Trinkgeld von etwa 10 Ägyptischen Pfund, was umgerechnet in etwa einem Euro entspricht. Es werden auch gerne Euro- oder US-Dollar akzeptiert.
Frankreich: „Le pourboire”, wie der Franzose sagt, gehört im Hotel zum guten Ton. Etwa 1 bis 2 Euro pro Tag sind fürs Zimmermädchen okay, genauso wie für die Nutzung des Room Services.
Österreich: Zimmermädchen in Österreich erhalten 1 bis 2,50 Euro Trinkgeld pro Tag. Das Geld wird idealerweise vor der Abreise direkt übergeben oder mit einem „Dankeschön“-Zettel im Zimmer hinterlassen. 1 bis 2 Euro gibt es für den Room Service.
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Griechenland: Dem Zimmermädchen sollte ein kleines Trinkgeld am Abreisetag persönlich übergeben werden. 50 Cent bis 1 Euro pro Tag sind eine gute Wahl.
Großbritannien: Hier gibt’s den Euro nicht, stattdessen dankt man dem Zimmermädchen mit 1 Pfund pro Tag. Auch der Room Service sollte 1 Pfund pro Bestellung erhalten.
Italien: Das Zimmermädchen in Italien freut sich über 1 bis 2 Euro Trinkgeld pro Tag. Manche Quellen nennen auch eine Summe von 5 Euro pro Woche als angemessen. Für den Room Service sind 1 bis 2 Euro okay.
Skandinavien: In Norwegen, Dänemark und Finnland ist der Service im Hotel an sich in der Rechnung enthalten, allerdings kann hier der Betrag aufgerundet werden: Üblich ist bei gutem Service ein Plus von rund fünf Prozent. In Schweden erhält das Zimmermädchen etwa 5 bis 10 Kronen pro Tag, umgerechnet 50 Cent bis 1 Euro.
USA: Die Website tipping.org empfiehlt für Zimmermädchen in den USA ein Minimum von 5 Dollar (fast 4 Euro) Trinkgeld pro Tag, was allerdings recht viel erscheint. Mindestens 2 Dollar (1,50 Euro) pro Übernachtung sollten es aber schon sein. Üblich ist es, das Geld gut sichtbar auf dem Kopfkissen zu platzieren. Für den Room Service wird ein „tip“ von 15 Prozent des Rechnungsbetrages empfohlen.
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Türkei: In der Türkei hat „Bakschisch“ eine lange Tradition – keines zu geben, gilt als sehr unhöflich. Zimmermädchen oder Gepäckträger freuen sich über 2 bis 3 türkische Lira pro Tag bzw. pro Bestellung (umgerechnet zwischen 70 Cent und 1 Euro).
Jordanien: Wie auch in der Türkei erwarten Service-Mitarbeiter im Hotel einen kleinen Obulus für ihre Dienste. Ein halber bis ganzer Dinar ist für Kofferträger oder Room Service, genauso viel gibt man dem Zimmermädchen pro Tag.
Thailand: In Thailand kann man dem Zimmermädchen mit einem 20-Baht-Schein (50 Cent) pro Urlaubstag danken, den man auf dem Kopfkissen platziert. Die gleiche Summe ist für den Room Service angemessen.
Japan: In Japan hat Trinkgeld keine Tradition und wird, vor allem fernab internationaler Hotels, noch heute oft als Beleidigung empfunden. Sowohl das Geben von Trinkgeld als auch das Entgegennehmen eines solchen gilt als verpönt. In Touristenzentren oder größeren Hotels kann man den guten Service des Zimmermädchens durchaus schon mal mit 100 oder 200 Yen (1 bis 2 Euro) belohnen. Wird das Geld aber nicht angenommen, sollte man sich nicht auf Diskussionen einlassen.
China: Auch in China wird traditionell eigentlich kein Trinkgeld gegeben. Vor allem in wenig touristischen Gegenden brauchen Sie keines zu geben. In großen internationalen Hotels hat sich ein kleiner Obolus fürs Zimmermädchen oder den Room Service inzwischen aber längst durchgesetzt. Angemessen sind etwa 3 Yuan (40 Cent) pro Übernachtung oder je Zimmerbestellung.
Australien und Neuseeland: Trinkgeld ist auch in Australien und Neuseeland kein Muss. Wer sich aber für außerordentlich guten Service bedanken möchte, kann zehn Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld geben.