14. Dezember 2017, 16:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Berghain ist nicht nur weit über Berlins Grenzen hinaus berühmt, sondern gilt auch als der Club mit der härtesten Tür-Politik der Welt. Den einen lassen die Türsteher rein, den anderen nicht – oft ohne ersichtlichen Grund. Doch was entscheidet eigentlich, ob jemand „cool“ genug ist oder abgewiesen wird? Zwei Berliner haben ein Programm entwickelt, das die „Gesichtskontrolle“ am Berghain inklusive kritischer Fragen simuliert. TRAVELBOOK fragte den Programmierer, was hinter der Idee steckt.
Wer es schon mal versucht hat, weiß: ins Berghain zu kommen, ist ein bisschen wie ein Glücksspiel. Schließlich ist es auch das, was den Club im Berliner Stadtteil Friedrichshain ausmacht – dass man sich der härtesten Tür-Politik der Welt rühmt und potentielle Besucher Gefahr laufen, umsonst angestanden zu haben.
Umso interessanter ist das, was zwei Berliner Design-Studenten von der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Fabian Burghardt und Vinzenz Aubry, entwickelt haben, obgleich es sich dabei mehr um eine lustige Spielerei, denn um ein wirklich nützliches Tool für potentielle Berghain-Besucher handelt.
Jedenfalls simuliert der „Berghaintrainer“, wie das nur auf Google Chrome laufende Programm heißt, ob man es an der Tür vorbei in den berühmten Club schaffen würde.
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Berghaintrainer analysiert Emotionen
Nachdem man am Computer Kamera und Mikrofon aktiviert hat, startet der virtuelle Gang zum Eingang. „Der Trainer nutzt Gesichtserkennung und Spracherkennung“, erklärt Fabian Burghardt auf TRAVELBOOK-Anfrage. „Er analysiert die Emotionen, die er aus der Mimik ziehen kann. Außerdem untersucht er die Sprache auf Klarheit, Lautstärke und Redefluss.“ Daraus ergeben sich Werte für „anger“ (Zorn), „sadness“ (Trauer), „amazed“ (aufgeregt) und „euphory“ (Euphorie).
Erfasst werden die Emotionen auch während der Befragung durch den Türsteher Sven, wobei es sich hierbei nicht etwa um den bekannten Berghain-Türsteher Sven Marquardt handelt, sondern um Sven Gelhaus, ein Mit-Initiator des Web-Projekts. Er stellt Fragen wie: „Warst du schon mal hier?“, „Wieso sollte ich dich reinlassen?“, „Hast du was genommen?“
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„Man muss seriös bleiben“
Was man dabei antwortet, ist letztlich zweitrangig, es kommt darauf an, wie abgebrüht und letztlich cool man mimisch und sprachlich rüberkommt. „Um richtig zu antworten, dürfen die Emotionen nicht entgleisen“, erklärt Burghardt. „Man muss seriös bleiben“ und dürfe nicht nervös werden – „wie an der echten Clubtür“, so Burghardt, der selbst „selten“ ins Berghain geht, mit einem Augenzwinkern. Es sei schwierig, „aber einige haben es schon geschafft“.
Die Fragen, die der Simulation zugrunde liegen, stünden aber in keinem Zusammenhang mit dem Berghain, gibt Fabian Burghardt zu. „Der Trainer ist eigentlich nur eine Demonstration der technischen Möglichkeiten im Web.“ Und die Anwendung des Clubbesuchs sei nur Mittel zum Zweck.
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TRAVELBOOK kam kein einziges Mal rein
Fazit: Beim Selbstversuch wurde TRAVELBOOK viermal hintereinander an der Tür des Berghain abgewiesen – ohne auch nur eine richtige Antwort. Beim fünften Mal versuchten wir das, was Fabian Burghardt riet: möglichst ohne Gesichtsentgleisungen und „seriös“. Zwar hieß es dann trotzdem „heute nicht“, doch immerhin hatten wir zwei von drei Antworten richtig.