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Wie aus einer Engländerin eine Meerjungfrau wurde

Laura Evans Meerjungfrau
Laura hat einen ganz ungewöhnlichen Beruf: In St Ives arbeitet sie als Teilzeit-Meerjungfrau Foto: Laura Evans
Louisa Wittek Freie Autorin

26. Oktober 2017, 13:58 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Laura hat ihr größtes Hobby zum Beruf gemacht: Mit einer Flosse aus Silikon schwimmt sie durchs Meer und begeistert jung und alt. Als buchbare Meerjungfrau gewinnt sie dabei vor allem die Herzen der ganz Kleinen. TRAVELBOOK erzählt sie, wie es sich anfühlt, eine echte Meerjungfrau zu sein.

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Ähnlich wie einen Clown an einem Kindergeburtstag im Garten kann man Laura buchen – statt als Clown ist sie als Meerjungfrau verkleidet und anstelle des Gartens findet das Event am Meer statt. TRAVELBOOK hat mit der Frau mit dem außergewöhnlichen Beruf gesprochen.

Laura ist dreißig Jahre alt und kommt aus Cornwall in England. Auch wenn sie das Meer schon immer liebte, entdeckte sie das „Meerjungfrau-Sein“ erst vor einigen Jahren für sich. Weil sie aber ihr Leben noch nicht als „Vollzeit-Meerjungfrau“ finanzieren kann, hat sie auch noch einen Büro-Job. Sie arbeitete beim National Health Service, dem staatlichen Gesundheitssytem.

Wie kommt man auf die Idee, eine Meerjungfrau zu werden? Laura ist in St Ives, einer am Meer liegenden Stadt in England, groß geworden und verbrachte als Kind die Sommermonate größtenteils im Meer. Schon damals habe sie immer so getan, als sei sie eine Meerjungfrau. Statt an der Wasseroberfläche zu schwimmen, tauchte sie lieber im blauen Wasser. Als sie dann in später nach London zog, merkte sie schnell, dass das Leben fernab von ihrem Meer nicht genug für sie zu bieten hatte und zog zurück nach St Ives. Als sie eines Abends während des Sonnenuntergangs auf einem Board durch den Hafen paddelte, dachte sie sich: „Was, wenn gerade in diesem Moment eine Meerjungfrau durch den Hafen schwimmt?“ Und so entstand die Idee, an einem seichten Abend auf dem Meer vor der Küste Englands.

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Der Tag einer Meerjungfrau

Viele fragen sich bestimmt, wie der Alltag einer Meerjungfrau aussieht und auch TRAVELBOOK wollte es wissen: „Nass und manchmal ziemlich kalt!“, antwortet Laura. Denn ihre Auftritte finden nicht nur im Sommer statt, auch während der kalten Monate zieht Laura sich ihre Flosse an, springt ins Meer und verzaubert kleine wie große Menschen mit ihrer Performance.

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Dabei schwimmt sie nicht immer einfach nur im Wasser rum – jeder Auftritt verlangt intensive Vorbereitung. „Das Make-up ist die Geheimwaffe einer jeden Meerjungfrau“, erklärt Laura – und damit verbringe sie auch eine ganze Stunde vor jedem Auftritt. Und weiter: „Die schwierigste Entscheidung ist, welche Farbe meine Augenbrauen haben sollen und welchen Glitzer ich benutze.“ Zur Vorbereitungszeit zählt natürlich auch, wenn Laura sich gut 20 Minuten vor jedem Aufritt damit beschäftigt, möglichst ruhig und ausgeglichen zu werden. Denn auch das ist ausgesprochen wichtig, wenn man sich für längere Zeit unter Wasser begibt und den Atem dabei anhalten muss. Besonders während der kalten Wintermonate muss sie ihren Körper zudem langsam an die Temperatur des Wassers gewöhnen. „Und wenn das alles erledigt ist, gibt es nur noch eine Sache zu tun: Es genießen, eine Meerjungfrau zu sein!“, verrät Laura. Und nach der Show? „Ist ein heißes Schaumbad Pflicht!“

Was mag sie an ihrer ungewöhnlichen Leidenschaft am meisten? „Unter Wasser zu sein. Auch bevor ich eine Flosse hatte, habe ich es geliebt zu tauchen und unter Wasser zu schwimmen.“ Doch auch die Tatsache, ein Kostüm zu tragen, in eine andere Rolle zu schlüpfen, ist einer der Gründe, warum sie es liebt, die Flosse über ihre Beine zu streifen und im Meer zu schwimmen. „Die Perücke, die Krone, der Glitzer – näher kommt man an ‚RuPaul’s Drag Race‘ nicht heran“, beschreibt die fröhliche junge Frau ihr Kostüm.

Die Flosse wurde extra für sie angefertigt

Woraus ist eigentlich eine solche Flosse gemacht und wo bekommt man sie? „Sie besteht aus Silikon und ist maßgeschneidert auf meine Figur. Ein talentierter Künstler aus Amerika namens The Mertailor hat sie mir gemacht“, erklärt Laura. Wie es sich wohl anfühlt mit einer Flosse zu schwimmen? Gar nicht so einfach, sagt sie. Am Anfang müsse man sich erst daran gewöhnen, die Beine unter Wasser ganz anders zu benutzten, als man es gewohnt sei. Aus der normalen Schwimmbewegung wird eine fischartige Wellenbewegung und auch an die fehlende Bewegungsfreiheit der Beine muss man sich erst gewöhnen. „Wenn ich als Meerjungfrau im Meer schwimme, fühlt es sich an, als würde ich unter Wasser fliegen.“

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Eltern aufgeregter als die Kinder

Dabei reagieren die Kinder stets anders auf die Meerjungfrau: „Die Reaktionen der Kinder sind so unterschiedlich! Viele schreien vor Begeisterung, wenn ich an den Strand schwimme. Einige reagieren schüchtern, ein paar haben sogar Angst und viele stehen einfach nur mit großen Augen vor Verwunderung da. Und die Kinder haben auch SO viele Fragen – ihre Fantasie ist so unbegrenzt und frei.“ Erwachsene seien sogar oft noch aufgeregter als die Kinder: „Ich denke, es ruft ein Gefühl von Freiheit und Freude hervor, welche leicht in Vergessenheit gerät, wenn man älter wird“, erklärt sich Laura das Phänomen.

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Die Frage nach ihrem bislang schönsten Moment kann die Engländerin gar nicht so einfach beantworten. Einen ihrer Favoriten verrät sie aber dann doch: Die Mutter eines der Mädchen, welches Geburtstag hatte, gab ihr eine Halskette und bat Laura, dem Mädchen die Halskette zu schenken. Als Meerjungfrau Laura an den Strand kam, rief sie das Mädchen zu sich. „Ich trug die Kette um meinen Hals und bat eine meiner Meerjungfrau-Helfer, mir die Kette abzunehmen. Dann fragte ich das kleine Mädchen, ob ihr die Kette gefalle würde. Sie nickte fröhlich und ich gab ihr die Kette und sagte, dass es ein Geschenk der Meerjungfrauen sei. Ich werde ihr bezauberndes Gesicht niemals vergessen.“

Einige Kinder schreiben ihr Briefe oder machen kleine Geschenke.

Unter Wasser kommt es auch schon mal zu kuriosen Zwischenfällen. „Einmal bin ich in Richtung Ufer geschwommen und wollte unter Wasser über einen Stein gleiten – der Stein stellte sich aber als riesiger Seehund heraus, der sich vor mir erschreckte. Die Menschen am Ufer sahen mich husten und prusteten vor lachen.“

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Ob Meerjungfrau, Pirat oder ein ganz anderer Traum, Laura rät jedem: „Verschwende nie deine Zeit damit, zu versuchen, jemand anderes zu sein – sei du selbst und sei stolz. Rede offen – du wirst überrascht sein, wie viele Menschen nur darauf warten, dir zu antworten. Sei gütig – du weißt nie, was andere Leute durchmachen, auch die, die ein Lächeln auf ihrem Gesicht tragen. Akzeptiere und zelebriere unsere Vielfalt – sie ist, was die Welt interessant macht.“

Wer auch gerne mal eine echte Meerjungfrau treffen will, kann Laura buchen und ihr auf Instagram und Facebook folgen. Und wer selbst einmal als Meerjungfrau (oder -mann) durch die Meere gleiten möchte, kann bei speziellen Schwimmkursen, wie den von der Berliner Meerjungfrauen Schwimmschule, lernen, wie man sich als Meerjungfrau fortbewegt.

Themen England
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